Aus dem Slowenischen übersetzt von Erwin Köstler

Was braucht man, um im Altersheim einen relativ glücklichen Lebensabend zu verbringen? Die Hauptfigur des Romans „Chronik des Vergessens“, ein pensionierter Jurist, glaubt es zu wissen: er hat seine eigenen vier Wände, sein Blutbefund ist in Ordnung, er hat die Ausscheidung unter Kontrolle, ist nicht hilflos, nicht wirr und nimmt seine Umgebung wahr, kurz: er ist Herr über sein Leben. Zumindest erscheint es so, am Anfang. Nach und nach aber erweist sich sein Gedächtnis als ziemlich porös – weit mehr, als er ahnt und als seine Bemühungen, sich die kognitiven Fähigkeiten zu erhalten, auszugleichen vermögen. Das Hier und Jetzt findet immer ausschließlicher in seinem Kopf statt, die Gegenwart gerät zu einer ins Fantastische ausufernden Erzählung und bald fragt man sich, welche Wirklichkeit die wirklichere ist.

„Mach, was du zu tun hast, mach es jetzt, willst du nicht in der Chronik des Vergessens untergehen.“

Sebastijan Pregelj, geb. 1970, slowenischer Prosaist und Kinderbuchautor, kam mit mehreren seiner Romane auf die Shortlist für den begehrten Kresnik-Preis. Veröffentlichungen u. a.: „Leta milosti“ (2004, „Jahre der Gnade“), „Na terasi babilonskega stolpa“ (2008, dt. Auf der Terrasse des Turms von Babel, Drava 2013), „Mož, ki je jahal tigra“ (2010, „Der Mann, der den Tiger ritt“), „Prebujanja“ (2011, „Arten des Erwachens“), „Pod srečno zvezdo“ (2013, dt. Unter einem glücklichen Stern, Drava 2015), „Kronika pozabljanja“ (2014, „Chronik des Vergessens“). Mit „Chronik des Vergessens“ erscheint der dritte Roman Sebastijan Pregeljs in deutscher Übersetzung.