Roman

Triest und das Triestiner Umland: Vom historischen Glanz des einstigen Emporiums ist hier nichts zu spüren, sehr viel aber von den sozialen Widersprüchen, von Willkür und Fremdenhass und vom täglichen Kampf um die Existenz, die diese Gesellschaft und ihre Akteure prägen. Dazu kommt das historisch belastete Verhältnis zwi¬schen Italienern und Slowenen, das es schwer macht, überkommene Nationalismen hinter sich zu lassen. Die bevorzugten Schauplätze sind Innenräume: das Krankenhaus, das Zimmer, die Automechanikerwerkstatt, und immer wieder das Auto, denn in diesem Roman wird viel gefahren.

Das Schicksal eines jungen rumänischen Paares, das sich in Italien eine Existenz aufbauen will, bildet den Ausgangspunkt für die Erzählung, in der Gewalt und Abrechnung als Leitmotive figurieren. Bei einem unfreiwilligen Zwischenstopp in Triest gerät das Paar in die Fänge des psychopathischen Polizisten Gianfranco. Die Frau verliert ihr Kind, während ihr Mann, halb totgeschlagen, im Koma liegt. Eine slowenische Krankenschwester nimmt sich der Frau an und bringt sie zu sich nach Hause. Dort wohnt auch der greise Großonkel, der seit Jahrzehnten auf der Suche nach einem italieni¬schen Kriegsverbrecher ist. Auf der anderen Seite gruppieren sich die Geschichten um Gianfranco, der sich vorgenommen hat, die Stadt von den Fremden zu säubern und der immer mehr Menschen in seine verbrecherischen Machenschaften hineinzieht …

Was Luminiţa nicht versteht, ist die Pistole, die der Polizist im Kofferraum gefunden hat. Hat sie Dumitru gehört, und warum hat er sie gehabt? Der einzige, der die Antwort kennt, ist ihr Liebster. Luminiţa wäre sehr überrascht, wenn sich am Ende herausstellen sollte, dass es wirklich seine Pistole war. Sie wäre äußerst überrascht, wenn er solche Geheimnisse hat. Das hier ist ein zu großes! Das ist ein Geheimnis, das alles auf den Kopf stellt. Wegen eines solchen Geheimnisses kann sie sich zurecht anfangen zu fragen, ob sie Dumitru überhaupt kennt und ob sie weiß, mit wem sie zusammenlebt. Und das ist zu viel, das hat sie nicht nötig! Andererseits aber weiß sie nicht, wem die Pistole sonst gehören könnte. Hat der Polizist sie untergeschoben? Es fällt ihr schwer, das zu glauben. Solche Dinge passieren nur im Film.

Sebastijan Pregelj, geb. 1970, gilt in Slowenien als einer der interessantesten jüngeren Autoren und kam mit jedem seiner bisher drei Romane auf die Shortlist für den begehrten Kresnik-Preis.
Veröffentlichungen: Svinje brez biserov (2002, Schweine ohne Perlen, Kurzprosa), Leta milosti (2004, Jahre der Gnade, Roman), Na terasi babilonskega stolpa (2008, Auf der Terrasse des Turms von Babel, Roman), Mož, ki je jahal tigra (2010, Der Mann, der den Tiger ritt, Roman), Prebujanja (2011, Arten des Erwachens, Kurzprosa).

Rezensionen & Reaktionen

Pressestimmen

Für mich das Buch der Saison – ein europäisches Buch, das alle aktuellen Themen anspricht. Er nimmt vorweg, was noch passieren wird in der Flüchtlingsgeschichte.
Ernst A. Grandits zu Sebastijan Pregelj, 3sat Kulturzeit