Aus dem Slowenischen übersetzt von Alexander Rath

Dieser Roman hat einen namenlosen Ich-Erzähler, der einen der benötigsten Berufe der modernen Zeit ausübt – Palliativpfleger. Er gibt den Eindruck, als ob er für diesen Beruf geboren wurde: Er ist fürsorglich, sogar pedantisch in der Pflege seiner Patienten, denen er manch einen Wunsch erfüllen würde, und gleichzeitig emotional distanziert und entfremdet, um sich vor dem Gesehenen zu schützen. Seine scheinbar sorgfältig geordnete Welt erweist sich jedoch als äußerst fragil, wenn die Patienten den Kampf gegen den Tod verlieren. In solchen Momenten gerät nicht nur sein Gleichgewicht ins Wanken, sondern er bricht buchstäblich zusammen. Es ist nicht mehr klar, was die Wahrheit ist und was die Halluzinationen oder Träume des Helden sind, begleitet von Gefühlen von Angst, Verfolgung und Schuld. Sind die Patienten auf natürliche Weise gestorben, handelt es sich um eine Verschwörung der Angehörigen oder hat er ihnen sogar selbst beim Übertritt ins Jenseits geholfen?

Gašper Kralj, geboren 1974, ist Schriftsteller, Übersetzer sowie Doktor der Sozialanthropologie, der sich zunächst dem Aktivismus in Slowenien, Mexiko und Guatemala widmete. Da führte er auch eine Feldforschung für seine Doktorarbeit durch, die später als Monographie mit dem Titel Izginuli in vrnjeni: Pričevanja o uporih v Gvatemali in Latinski Ameriki (dt. Verschwunden und zurückgekehrt: Berichte der Widerstände in Guatemala und Lateinamerika) veröffentlicht wurde (Verlag /*cf., 2008). Einige Jahre verbrachte er auch in Katalonien, wo er Werke spanischschreibender Autoren (J. Cercas, E. Galeano, E. Sábato, C. G. Villa) übersetzte und die Idee für seinen Erstlingsroman Ablaufdatum schmiedete (Verlag /*cf., 2016). Es folgte der Roman Splitter eines Lebens (Verlag /*cf., 2020), für den er 2021 den Cankar-Preis als bestes originelles literarisches Werk erhielt.

Alexander Rath, geboren 1985 in Graz, ist freiberuflicher Übersetzer aus dem Slowenischen ins Deutsche und Doktor der Translationswissenschaft.