Aus dem Serbischen übersetzt von Jelena Dabić

Viktor Stanković, Protagonist des Romans 24, reist den Anforderungen seiner Arbeit entsprechend als Polizist nach Spanien, an den Bestimmungsort Malaga, weil auf dem dortigen Flughafen Vida Erić, eine serbische Touristin, nach einer Reise durch Andalusien verschwunden ist. In der gesamten erzählten Zeit des Romans versucht Stanković, die Reise der Vida Erić zu rekonstruieren, ohne zu merken, dass er selbst in diesem früheren, in ihrem Verschwinden, verschwindet. Vereinsamt, ohne jemanden, der aus unmittelbarer Nähe seine Erfahrungen bezeugen oder bestätigen könnte, gleitet Stanković offenbar in eine Phantasmagorie oder in den Wahnsinn. Oder in beides. Eigentlich rückt er keinen Zentimeter von der einzigen Stelle weg, an der er erwartet wird: in der zivilisierten Gegenwart.

Eine pseudodetektivische Suche, die sich wie ein Reisebericht über Andalusien liest, sich aber ebenso als Reise durch unwegsame Verschwörungstheorien und den Hypertrashrealismus entfaltet. Durch einen epistolarischen Dialog entdecken wir den Fragmentor, eine Verkörperung des Zeitgeistes und die Demolierung des Textes bezüglich seiner physischen und virtuellen Realität. Geschrieben in Goldlettern.

Srđan Srdić: Nachwort zur serbischen Ausgabe

 
Marija Pavlović, geboren 1984 in Leskovac (Serbien). Autorin von Kurzgeschichten (American Dream, Discopolis, Disco-inferno, Alles auf einer Linie, Der Weg nach Imago), des Theaterstücks Der seltsame Fall von Frau Jekyll und Frau Doktor Hyde sowie des Gedichtbands Imperative. Der Kurzgeschichtenband Horrorgeschichten aus dem Alltag erschien 2018. Teilnahme an verschiedenen Literaturfestivals, u. a. am Kikinda Short (Serbien), Writer-in-Residence in Gotland (Schweden) sowie in Skopje (Nordmazedonien), mit Unterstützung der serbischen Literaturvereinigung „KROKODIL“. Marija Pavlović lebt zurzeit in Berlin.

Jelena Dabić, geboren 1978 in Sarajevo, Studien der Germanistik und Russistik in Innsbruck und Wien. Übersetzungen aus dem Bosnischen/Kroatischen/Serbischen, u. a. für Lichtungen, Manuskripte und Wespennest. In Buchform sind in ihrer Übersetzung erschienen: Verlorene Söhne von Murat Baltić (Drava, 2017), Grüne Nacht in Babylon von Sofija Živković (Edition Aramo, 2018) und Die schwindende Stadt von Pavle Goranović (edition korrespondenzen, 2019), wofür sie das Arbeitsstipendium der Literar-Mechana und das Arbeitsstipendium der Stadt Wien erhielt. Mitarbeit an der Anthologie Erklärung für alles. Neue Texte aus Mitteleuropa, Osteuropa, Südosteuropa und dem Schwarzmeerraum (Residenz Verlag, 2021). Jelena Dabić lebt und arbeitet in Wien.