Rafael Meden, Organist und Mesner einer verwaisten Hügelkirche, der seinen Tag mit Schlafen und Schnapstrinken verbringt, bemüht sich schon länger um einen Ersatz für den unter mysteriösen Umständen spurlos verschwundenen Pfarrer. Als an einem tief verschneiten Winterabend sein einstiger Musikprofessor zusammen mit einer jungen »Schülerin« auftaucht, angeblich im Auftrag des Dekanats, kommen Ereignisse in Gang, die nicht mit einem kirchlichen Dienst vereinbar scheinen. Nicht nur, dass die beiden damit beginnen, zur Vorbereitung der Weihnachtsfeiern Pfarrhof und Kirche mit seltsamen heidnischen Insignien auszustatten, sie nehmen von Meden in obszöner Weise Besitz und ziehen ihn in Dinge hinein, an denen das ganze Dorf beteiligt zu sein scheint. Als Meden im Gasthaus vor einer angeblichen gegen ihn gerichteten Verschwörung gewarnt wird, verstrickt er sich in ein Geflecht von Projektionen, die immer mehr sein Denken beherrschen.

Roman

Vlado Žabot, geb. 1958 in Šafarsko (Slowenien). Studium der Slawistik und Komparatistik an der Universität Ljubljana. Lebt als Schriftsteller und Kinderbuchautor in Ljubljana. Novellen und Romane, u. a. »Stari pil«, »Pastorala«, »Nimfa«, »Volcje noci« (Wolfsnächte) 1996. Zahlreiche literarische Auszeichnungen, u. a. Preis der France-Prešeren-Stiftung 1996, Kresnik-Preis 1997.

... Ist es bloß Paranoia oder doch berechtigtes Misstrauen, wovon Rafael gequält wird? Sind Professor Mischnik und seine Jemima nun tatsächlich Weidengeister, wie es der Dorftratsch behauptet, oder lassen bloß Winterdepression und Alkoholismus seine Sinne schwinden? ... (Edgar Schütz, Falter)

... Der Verfasser Vlado Žabot zeigt das bäuerliche Slowenien als ein im Mittelalter gestrandetes Land. ... (Neue Zürcher Zeitung)

... Denn das Land war verflucht und seine Menschen besessen ... Freilich sprang das mit der Besessenheit nicht übertrieben ins Auge. Nur ein geweihtes und genügend versiertes Auge konnte jenes charakteristische Glosen in den Blicken, im Schmunzeln, auf den Blättern und Ästen, den Hügeln und Feldern, den Sümpfen und Einöden sehen, sogar in den Stimmen und ganz besonders freilich im Vogelgezwitscher war es zu hören.
Es war der böse Geist.
Wie eine große unsichtbare Last lag er auf dem Land und auf allem, was darin weilte.
Der böse Geist und seine verfluchte Macht ... was sich irgendwie so bemerkbar machte, als schaute man etwa in zwei Menschengesichter und sähe gleichzeitig nicht auf die Schultern und wüsste also nicht, dass die einen eine Last tragen, die andern aber nicht und in jenem Blick, in jenem Gesicht, dessen Schultern die Last tragen, wäre genau so ein Glosen zu sehen, auch die Stimme wäre anders, die Wörter hießen etwas anderes ... Wenn die Last aber auf allen und allem liegt, bemerkt man das Ganze eben schwerer. Es gibt schlicht keinen Unterschied mehr. Dieser und jener und jenes tragen dasselbe. So übersieht ein unkundiges Auge recht schnell die Wahrheit ...