Auf einen regelrechten parcous de diable schickt Igor Torkar die Leser seines Romans, in dem er den uralten Mythos von Eros und Thanatos, Liebe und Tod in die Gegenwart versetzt. Der 84-jährige Ich-Erzähler versucht, mit dem Tod, der hier wie überall im slawischen Sprachraum in weiblicher Gestalt auftritt, einen Aufschub auszuhandeln. Aber wie geht das Leben weiter, wenn der Tod seine Pflicht vernachlässigt und stattdessen Ferien macht? Voller Humor und doch todernst geht Torkar mit seinem Jahrhundert ins Gericht: Nationalsozialismus und Widerstand, eigene KZ-Erfahrungen und die Dachauer Prozesse nach Kriegsende - nichts bleibt ausgespart.

Tragikomische Halluzinationen während einer existentiellen Ebbe

Igor Torkar Pseudonym für Boris Fakin, geb. 1913 in Kostanjevica im slowenischen Karst. Studium der Chemie, aktive Teilnahme am Widerstandskampf gegen die deutsche und italienische Okkupation, Internierung in den Konzentrationslagern Dachau und Sachsenhausen, 1948 in den sog. Dachauer-Prozessen des Hochverrats angeklagt und zuerst zu sechs, dann zu zwölf Jahren Haft verurteilt. Entlassung nach vier Jahren Haft. 1984 rehabilitiert, 1999 für sein umfangreiches literarisches Werk mit der höchsten Auszeichnung der Republik Slowenien gewürdigt. Verstorben im Jänner 2004. Im Drava Verlag: »Sterben auf Raten« 1991.

Torkar bedient sich gekonnt unterschiedlichster Stile, was bei dem Gesamtumfang dieses seines Romans ebenso beachtlich wie außergewöhnlich ist und das Lesen kurzweilig macht: Bühnenstückartige Passagen, Gedichte, politische, filosofische und historische Betrachtungen, autobiografische Details, versetzt mit einem tüchtigen Schuss inneren Monologes seiner Hauptfigur schaffen Abwechslung, geben einmal Anlass zum tiefsinnigen Grübeln und einmal zum herzhaften Schmunzeln. Ein weises Buch, keineswegs mit dem erstarrten Trotz oder Zorn des Alters geschrieben! (Sandammeer)

»... An seinem Bettrand sitzt, gehüllt in weißes Leinen, die Sense geschultert, Morana, die Todesgöttin. Unendlich lange blickt sie ihn schweigend an. Er verbirgt seine Todesangst hinter vordergründiger Ironie:
Müde schaust du drein, altes Mädchen.
So ist es auch. Immer mehr Aufträge, immer auf mehreren Kontinenten; nur mit dieser Sense lassen sie sich nicht mehr bewältigen. Es ist wahr: Ich bin todmüde!
Der Tod todmüde! Wenn das kein Witz ist! Also, überlasse deine Sense dem Menschheitsmuseum und schaff dir einen Motormäher an!
Ich kenne mich mit Motoren nicht aus. Ich würde noch verunglücken, mich selbst überschlagen.
Dann wende dich eben an eine übernatürliche Macht. Lass dich zu einer jugendlichen, barocken, schwarzhaarigen Schönheit klonen! Und mach endlich Ferien!
Wenn du schon so neunmalklug bist, dann sag mir noch wo.
Am Meer selbstverständlich. Dort lässt es sich am besten ausspannen.
Eine gute Idee, Angsthase. Danke! Dafür will ich dich auch drei Jahre hindurch nicht mehr besuchen.
Ich wurde im Jahr '13 geboren. Also nicht drei Jahre.
Lass mir dreizehn Jahre!
Okay. Dreizehn Jahre ...«