Als der Krieg 1945 zu Ende geht, ist Theresia siebzehn Jahre alt. Ihre Eltern, die im ostkroatischen Marijanci einen Hof bewirtschaften, sind deutscher Abstammung. Obwohl der Mutter zugute gehalten wird, dass sie im Krieg Hilfe suchenden Partisanen Unterschlupf gewährt hat, gerät die Familie immer mehr in den Malstrom der Nachkriegswirren, die einer außer Kontrolle geratenen Eigengesetzlichkeit zu folgen scheinen. Denn die große Zeit der Neuordnung ist auch eine von kleinlicher Habsucht, persönlichen Abrechnungen und krimineller Erpressung. Theresias Mutter wird hinterrücks ermordet, der Besitz beschlagnahmt, die Familie ohne Anklageerhebung verfolgt. Man wechselt von Versteck zu Versteck, lebt unter falschem Namen. Immer wieder wird auch Theresia verhaftet und in Lager oder Gefängnisse gesperrt, und immer wieder gelingt ihr die Flucht … Die erschütternden Erinnerungen von Theresia Moho behandeln ein wenig bekanntes Kapitel europäischer Nachkriegsgeschichte. In Kroatien wird das Buch heute im Schulunterricht verwendet.

Als Deutsche in Kroatien (1945-1955)

Eine berührende Lebensgeschichte – ein wenig bekanntes Kapitel europäischer Nachkriegszeit.

Theresia Moho, geb. 1928 in Marijanci (Kroatien). Nach der Volksschule Hilfe im Haushalt und auf dem elterlichen Hof; 1945–1949 Verfolgung der Familie, wiederholte Inhaftierungen; 1956 Einwanderung in die Bundesrepublik Deutschland; Ausbildung zur Krankenschwester; lebt in Köln. Buchpublikation: »Marijanci. Eine Kindheit in Kroatien 1928–1945« (Piper Verlag 1992).

Wir schliefen nachts kaum noch, saßen in irgendwelchen Schuppen oder Scheunen, lauschten wie Luchse auf jedes Geräusch, und sobald etwas Verdächtiges an unsere Ohren drang, flüchteten wir in die Gärten.
Morgens versammelten sich dann die Leute auf der Straße, steckten ihre Köpfe zusammen und flüsterten: »Die Nacht hat schon wieder diesen oder jenen Dorfbewohner verschlungen!« Aus unserem Versteck durften wir erst heraus kriechen, wenn uns die Wohltäter, bei denen wir Zuflucht gefunden hatten, dies erlaubten. Nicht selten brachten sie uns das Frühstück in die Scheune, im Futtereimer getarnt, und teilten uns Neuigkeiten mit. Erst wenn die Luft rein und das Ausmaß der nächtlichen Aktionen überschaubar war, erhielten wir die Erlaubnis, geduckt und verkleidet über die Gärten – damit die Schnüffler unserer Spur nicht folgen konnten – unser Versteck zu verlassen.
»Warum verfolgen sie uns nur nachts?«, fragte ich Papa einmal.
»Weil die Nacht keine Augen hat, mein Kind!«, antwortete er schlicht.