In einer knappen, bildhaften Sprache erzählt der bekannte Roma-Musiker Mišo Nikolic von sich und jener vergangenen Welt, in die er hineingeboren wurde: von Pferdehändlern, Wahrsagerinnen, Schaustellern, Taschendieben. Aus der lakonischen Erzählung über Alltägliches und Abenteuerliches, dramatische Leidenschaft und nüchterne Klugheit, über Verfolgung und Überlebenskunst entsteht ein episches »Patchwork« von poetischer Schönheit – und jenseits aller »Zigeuneromantik« ein Zeugnis vom Leben am Rande der Gesellschaft.

Lebenslinien einer Romafamilie

Mit einem Vorwort von Mariella Mehr.

Episoden aus einem ungewöhnlichen Leben, das 1940 auf der Straße nach Petrovac beginnt,
ein Leben zwischen Wanderschaft, Flucht und zeitweiliger Sesshaftigkeit.

Mišo Nikolic, geboren 1940 bei Petrovac na Mlavi (Jugoslawien). Lebt in Wien. Zusammen mit seiner Frau, der bekannten Roma-Sängerin Ruzsa Lakatos, und den Söhnen Sascha und Mischo ist er als Musiker, Komponist und Textdichter tätig. Publikation: Ein Teller voll Dukaten. In: Christa Stippinger (Hg.): Jeder ist anderswo ein Fremder (Wien 1996).

Aufgenommen in die »Liste empfehlenswerter Bücher« für Jugendliche

... Es ist eine Poesie in Moll, die beim Überleben hilft, wie die Lieder der Roma. Menschheitsgeschichte, erzählt im Stakkato der direkten Rede, packend und lehrreich. Und überschäumend vor Lebensfreude ... (Nils Jensen, Buchkultur)

... in knapper, unsentimentaler Darstellungsweise und Sprache verfasst, die mitunter unvermittelt ins fabulierend Anschauliche umschlägt. Ein wichtiges Buch, das Impuls für ein besseres wechselseitiges Verstehen sein kann ... (Tausend und mehr Bücher)

... Das Buch gibt Einblick in eine nahe fremde Welt ... Ein anrührend ehrliches Buch, das im Gedächtnis bleibt ... (Eckhard Thiele, Berliner Morgenpost)

... Miroslaw Nikolic erzählt einfach und direkt, einfach schön... (Jens Langer, Utopie kreativ)

... Leben im Planwagen, Wahrsagen, Musizieren, Spielen, Ehre und Blutrache: Eckpunkte des Lebens von Miso Nikolic, geboren in einem Wagen, am Straßenrand zwischen zwei Jahrmärkten ... (Robert Streibel, Die Furche)

... Vor allem aber lässt Nikolic das entbehrungsreiche tägliche Leben der weit verzweigten, unfreiwillig nomadisierenden Sippe lebendig werden und damit auch sein eigenes suchendes Wandern samt aller Unruhe, Melancholie und zeitweiliger Resignation ... (Rosemarie Schulak, Zwischenwelt)

... In Požarevac war der dreitägige Markt gerade zu Ende, an diesem Tag regnete es, und meine Eltern packten alles zusammen und fuhren zu einem anderen Markt, fünfundvierzig Kilometer von Požarevac, nach Petrovac na Mlavi, wo auch ein dreitägiger Markt war. Und unterwegs merkte meine Mutter, dass sie Wehen hat. Da sagte sie zu meinem Vater, er soll den Wagen und die Pferde anhalten, weil sie soweit ist, dass sie das neunte Kind auf die Welt bringt. Er hielt an in der Nähe einer kleinen Ortschaft, die früher Žabarj geheißen hat, heute heißt die Ortschaft Kaludjerica. Meine Mutter sprang runter vom Wagen und ging in den Graben neben der Straße. Da sagte mein Vater zu den anderen Frauen der mitreisenden Roma, was los ist, und so gingen ein paar Frauen zu meiner Mutter und halfen ihr bei der Geburt. So kam ich auf die Welt ...