Als Angehörige der ersten, zweiten oder schon dritten Generation nach der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft kommt uns heute eine zentrale Aufgabe zu: Sie besteht nicht darin, über die Täter zu richten, sondern die Erinnerung an die Geschehnisse aufrecht zu erhalten und das Schweigen zu brechen.
Erinnerung, Bewusstmachung und Aufarbeitung jener Ereignisse, die unsere Eltern und Großeltern nicht wahrhaben wollten, sind Vor-aussetzungen dafür, dass wir die Zukunft bewusst planen und bewältigen können
Klagenfurt war im »Dritten Reich« und ist auch heute eine relativ kleine Stadt mit komplexen Strukturen: Wohnort und Alltagswelt für damals rund 60.000 – heute etwa 90.000 – Menschen; Standort verschiedener Gewerbe-, Industrie- und Dienstleistungsunternehmen; Zentrum der staatlichen Verwaltungen einer ganzen Region, dazu Garnisonsstadt mit einer Reihe von Kasernen. Während des Nationalsozialismus war die Stadt außerdem Zentrum für die Germanisierung von Oberkrain und beherbergte eine Vielzahl politisch-administrativer Stellen, die den Alltag im Regime regelten. Hinzu kamen Kontrolleinrichtungen, Gefängnisse, Stätten des organisierten Mordes, Grabplätze und Orte der medizinischen Gewalt. Neben all diesen Plätzen der politischen, polizeilichen, militärischen und medizinischen Gewalt gab es noch Orte der kulturellen Gewalt, all diese Orte werden in den 10 Kapiteln des Buches erfasst, beschrieben und für eine Erinnerungsarbeit nutzbar gemacht.

Erinnerungsarbeit an den Stätten nationalsozialistischer Gewalt in Klagenfurt

Mag.ª Dr.in Nadja Danglmaier, geboren 1982, studierte Pädagogik und Publizistik an der Alpen-Adria-Universität Klagenfurt. Absolventin des Akademielehrgangs »Pädagogik an Gedächtnisorten« und Netzwerkkoordinatorin für Kärnten des Projektes »Nationalsozialismus und Holocaust – Gedächtnis und Gegenwart«, welches sich an österreichische LehrerInnen und ErwachsenenbildnerInnen richtet. Als Projektmitarbeiterin des Anne Frank Hauses führt sie Schulprojekte zur Geschichte des Nationalsozialismus in Kärnten, Steiermark und Slowenien durch.
Mag. Helge Stromberger, geboren 1954. Seit 1988 freiberuflicher Sozial- und Kulturwissenschafter, der sich insbesondere mit den Themen Randgruppen, Arbeitsmarkt, Geschichte der NS-Euthanasie und NS-Opferforschung beschäftigt. Er publizierte Monographien und diverse Zeitschriftenartikel und hielt Lektorate an der Alpen-Adria-Universität Klagenfurt. Projekte und Projektbeteiligungen, in jüngster Zeit: Mitarbeit beim »Gedenkbuch Hartheim«, bei »Namen der Todesopfer von Widerstand und NS-Verfolgung in und aus Kärnten«.