Die im 17. Jahrhundert in Österreich angesiedelten Roma und Sinti leben seit Jahrhunderten als zum Großteil seßhafte Landbevölkerung unter uns. Besonders im Burgenland gab es bis 1938 rund 130 größere Romasiedlungen. Als „Zigeuner“ verachtet, wurden sie von der Mehrheitsbevölkerung aufgrund ihrer dunklen Hautfarbe, ihrer aus Indien stammenden Sprache sowie ihrer Berufe als wandernde Handwerken und Händler ausgegrenzt und diskriminiert. Zwischen 1938 und 1945 wurden rund 90 Prozent der 12.000 österreichischen Roma und Sinti von den Nationalsozialisten in Arbeitslager gesperrt, deportiert und ermordet. Erst 1988 erfolgte die rechtliche Gleichstellung der wenigen  Überlebenden mit anderen Opfern nationalsozialistischer Verfolgung.

Da man sie als „Zigeuner“ für prinzipiell „heimatlos“ hielt, wurde ihnen bei der Verabschiedung des österreichischen Volksgruppengesetzes 1976 eine Anerkennung als Volksgruppe verwehrt. In den 1980er Jahren begannen sich einzelne Mitglieder der Minderheit gegen ihre rassistische Ausgrenzung zur Wehr zu setzen, gründeten Vereine und begannen, aktiv ihre Anerkennung als Volksgruppe zu fordern. Mit der 1993 vollzogenen Volksgruppenanerkennung der Roma, wurde Österreich zu einem der ersten Länder Europas, die der größten ethnischen Minderheit Europas auch formal den Status einer rechtlich anerkannten Volksgruppe gewährte.

Von der Verfolgung bis zur Anerkennung

Prof. Rudolf Sarközi
Vorsitzender des Volksgruppenbeirates der Volksgruppe der Roma im Bundeskanzleramt seit 1995, Vorsitzender des Kulturvereins österreichischer Roma, als Bezirksrat im 19. Wiener Gemeindebezirk seit 2001 erster in Österreich in ein politisches Amt gewählter Rom. 1944 im nationalsozialistischen „Zigeunerlager Lackenbach“ als Sohn einer burgenländischen Romni und eines Wiener Sinto geboren, führte der Lebensweg des engagierten Volksgruppenaktivisten vom ungelernten Hilfsarbeiter bis zur Verleihung des Professorentitels durch den Bundespräsidenten.