Wandern und Einkehren auf der Sattnitz/Gure

Das mittlerweile neunte Wander-Reise-Lesebuch von Gerhard Pilgram und seinen MitautorInnen widmet sich der Kärntner Sattnitz/Gure, dem langgestreckten und lebhaft gegliederten „Tafelberg“ im Süden der Landeshauptstadt Klagenfurt/Celovec. Erkundet wird eine Gegend, in der es selbst für Einheimische noch viel zu entdecken gibt. Das Hauptaugenmerk liegt dabei auf der Kultur- und Zeitgeschichte des Gebietes, insbesondere auf den Zeugnissen der slowenischen Volksgruppe, die hier noch immer kräftige Lebenszeichen von sich gibt. So gilt etwa die Gemeinde Radsberg/Radiše als „slowenische Sprachinsel“ und ist das slowenische Kulturleben in Ludmannsdorf/Bilčovs oder Keutschach/Hodiše ob jezeru noch immer stark ausgeprägt. Auch sind die meisten Orts- und Flurnamen quasi „einsprachig“ slowenisch, was auf ihre uralten slawischen Wurzeln verweist. Zugleich finden sich hier zahlreiche Schauplätze der Geschichte, die beispielhaft für die Unterdrückung und Marginalisierung der slowenischen Kultur in Kärnten/Koroška sind. Diese Inhalte sollen vor allem dem deutschsprachigen Publikum nähergebracht und damit eine Brücke der Verständigung mit der slowenischen „Minderheit“ geschlagen werden.

Zu den kulturellen und geschichtlichen Eigenheiten kommen naturräumliche Besonderheiten, die mit der speziellen Geologie in Zusammenhang stehen. So ist die Sattnitz auch in dieser Hinsicht ihre „eigene Welt“ und von großem landschaftlichen Reiz. Zahlreiche Naturdenkmäler und Schutzgebiete unterstreichen diesen Aspekt. Nicht verschwiegen sei aber die Zerstörung von Ortsbildern und der Niedergang der Baukultur als Folge einer fast ungezügelten Zersiedelung.

NÄHER RÜCKEN zielt im Wortsinn auf eine schrittweise Annäherung an das Sattnitzgebiet ab. In 15 Kapiteln werden ausgewählte Wanderungen und Spaziergänge beschrieben, die tiefere Einblicke in die Geschichte, (Alltags-)Kultur und Natur des kleinen Gebirges vermitteln. Dazu gehören detaillierte kulturund zeitgeschichtliche Informationen ebenso wie die kritische Auseinandersetzung mit den heutigen Gegebenheiten. Darstellungsmittel sind detaillierte Ortsporträts, verbindende Aufsätze sowie Fotografien und literarische Einsprengsel. Die vorgeschlagenen Routen sind so angelegt, dass sich selbst in bekannten Gegenden neue und überraschende Perspektiven ergeben.

Gerhard Pilgram, geb. 1955, Kulturmanager, Autor und bildender Künstler, Geschäftsführer des Universitätskulturzentrums UNIKUM. Publikationen u. a.: „Kärnten. Unten durch“, Klagenfurt 1998; Verschütt gehen, Klagenfurt 2002; „Slowenien entgegen“, Klagenfurt 2004; „Das Weite suchen“, Klagenfurt 2006 (alle gemeinsam mit Wilhelm Berger und/oder Gerhard Maurer); „Die letzten Täler“, Klagenfurt 2008; „Le ultime valli“, Udine 2010; „Über die Zäune“, Klagenfurt 2011; „Tiefer gehen“, Klagenfurt 2011; „Zu Rande kommen“ (gem. mit Wilhelm Berger und Werner Koroschitz) Klagenfurt 2015; „Aus der Enge“, Klagenfurt 2019.

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