Ein geheimnisvoller Fluch scheint über der Königin der Nacht zu liegen. In eigenartiger Weise vollstreckt sich der vom Nationalsozialismus propagierte »Sieg über das Chtonisch-Weibliche« an den Darstellerinnen: Nach Vorstellungen der Zauberflöte in Breslau, Salzburg, Aachen, Regensburg und Graz werden die Sängerinnen unter fadenscheinigen Anschuldigungen von der Bühne weg verhaftet. Kunstvoll verschränkt Werner Kofler die rekonstruierten Leidenswege der Sängerinnen mit Motiven aus der Oper und dem NS-Wahn von der Reinheit des Blutes. Am Anfang und am Ende des Textes steht das Konzentrationslager beiderseits des Loiblpasses, an der Grenze zwischen Kärnten und Slowenien. Die dreisprachige, mit Faksimiles und einem Nachwort von Klaus Amann versehene bibliophile Ausgabe versucht diesem Text von Kleistscher Qualität auch in der Ausstattung gerecht zu werden.

Congetture sulla Regina della notte / Ugibanje o kraljici noci

Mit einem Nachwort von Klaus Amann. Ins Italienische von A. Santini, ins Slowenische von Z. Hafner-Celan und F. Hafner

Werner Kofler, geboren 1947 in Villach. Lehrerausbildung in Klagenfurt nach vier Jahren abgebrochen. Anschließend auf Reisen und in den verschiedensten Berufen tätig. Seit 1968 als freier Schriftsteller in Wien. Zahlreiche Buchpublikationen (zuletzt: »In meinem Gefängnis bin ich selbst der Direktor«, 2007), Bühnenstücke und Hörspiele. U. a. Österreichischer Würdigungspreis für Literatur 1990, Arno-Schmidt-Preis 1996/97.

... Werner Koflers Text hat den Rang einer Erzählung Heinrich von Kleists, was Thema, Erzählökonomie und literarisches Bewusstsein dieses Textes anbelangt ... (Jürgen Thaler, Vorarlber Nachrichten)

... einer seiner besten und konzisesten Prosatexte nunmehr in einer geschenktauglichen Ausgabe ... (Klaus Kastberger, Falter)

... Als die Königin der Nacht in der Salzburger Festaufführung, der Premiere hatten höchste Gau- und Reichsfunktionäre in einer Ehrenloge beigewohnt, nach der letzten Vorstellung, von der Vorsehung in ewige Finsternis verbannt und wie vom Blitz erschlagen auf den Bühnenboden hingesunken, das Theater verlassen wollte, wurde sie daran lediglich von Opernfreunden, die sie um Autogramme baten, für kurze Zeit gehindert. Am Morgen des darauffolgenden Tages jedoch erhielt sie in ihrem Hotelzimmer ungebetenen und groben Besuch. Polizeibeamte eröffneten ihr Verhör mit der Frage, wo und mit wem sie, die Sängerin, die Nacht nach der Premiere verbracht habe ...