»Alle Wörter waren entweder in Dornen gehüllt oder in ein Knäuel verworrener Fäden verklebt .. mit ihnen konnte ich niemanden gern haben, mich über wen ärgern, über einen Scherz lachen ..«. Das schreibt Lojze Kovacic, der als Zehnjähriger von der vertrauten schweizerdeutschen in die fremde slowenische Sprachwelt katapultiert wurde. Sein Text steht neben vielen anderen, in denen namhafte Autorinnen und Autoren aus unterschiedlichen Jahrhunderten und Erdteilen darüber schreiben, wie sie ihre Sprachen erlebt und was sie damit verknüpft haben. Den Ausgangspunkt bilden Erfahrungen wie Flucht oder Migration, (post)koloniale Machtverhältnisse, familiäre oder regionale Mehrsprachigkeit, Gehörlosigkeit oder Aphasie. Die Rede ist von Spracherwerb und Sprachverlust, vom Verdrängen der einen durch die andere oder vom Pendeln zwischen ihnen, auch von solchen – Emigranto, Spanglish, Kanak Sprak –, die ihre hybride Herkunft nicht verleugnen. Immer wieder geht es auch um die Wahl der Schreibsprache. »Dichten«, schreibt Marina Zwetajeva an Rainer Maria Rilke, »ist schon übertragen, aus der Muttersprache in eine andere .."
Die ausgewählten Texte laden dazu ein, die Sprachwelten anderer besser zu verstehen und die eigenen zu entdecken.

Erfahrungen mit Sprache von Augustinus bis Zaimoglu

Zwischen Sprachen und Welten
Literarische Texte zum Erleben von Sprache und Mehrsprachigkeit.
Ein literarischer Kommentar zum EU-Jahr des interkulturellen Dialogs 2008 und zum UN-Jahr der Sprachen

Brigitta Busch arbeitet als habilitierte Linguistin an den Universitäten Wien und Kapstadt u. a. an der Weiterentwicklung des sprachbiografischen Zugangs in der Mehrsprachigkeitsforschung.
Thomas Busch befasst sich im Rahmen seiner Verlags- und Editionstätigkeit mit literarischer Mehrsprachigkeit und translingualer Literatur.

„Autoren von Ovid bis Marina Zwetajewa, von Augustinus bis Rose Ausländer berichten über zweitausend Jahre Erfahrung mit Sprache, Mehrsprachigkeit und Sprachverlust.“ (Johann Kneihs, Ö1)
„Manche Texte haben einen stärker politischen Charakter, einige sind eher privat zu nennen, die meisten aber – und das macht die Stärke dieses Buches aus – sind gerade deswegen gesellschaftlich und politisch relevant, weil sie ganz subjektive Erfahrungen beschreiben, die erst durch diese Beschreibung über das Private hinauswachsen und soziale Trends aufzeigen. Die umsichtig ausgewählten Beiträge der Anthologie sind eine wahre Fundgrube für alle möglichen Arbeitsformen (nicht nur) im Deutschunterricht – für Referate, als Schreib- oder Diskussionsimpuls oder für sprachdidaktische Projekte. Prädikat: sehr empfehlenswert!“ (Werner Wintersteiner, ide)
„Der Band "Mitten durch meine Zunge" führt in unterschiedlichsten Textformen in verschiedene Sprachheimaten oder auch Sprachheimatlosigkeiten hinein. Er macht deutlich, wie unterschiedlich Sprache erlebt wird, sie durchlitten wird und wie zerrissen man zwischen Sprachwelten sein kann und wie sehr sie einen auch ganz machen. Die Texte machen nachdenklich, regen an, die eigene Sprachwelt zu erkunden und andere zu entdecken. Und sie machen auf feine Art und Weise bewusst, wie unerschöpflich Sprachwelten sind.“ (Asyl aktuell)
„Die ausgewählten Texte laden dazu ein, die Sprachwelten Anderer besser zu verstehen und die eigenen zu entdecken.“ (Wolfgang Moser, sandammeer.at)

Texte und Textauszüge von:
Chinua Achebe, Gloria Anzaldua, Aharon Appelfeld, Aurelius Augustinus, Rose Ausländer, Amadou Hampâté Bâ, Walter Benjamin, Marica Bodorožic, Joseph Brodsky, Elias Canetti, Gino Chiellino, Joseph Conrad, Jacques Derrida, Ingid Deutschkron, Assia Djebar, Ariel Dorfman, Georges-Arthur Goldschmidt, Maja Haderlap, Ulla Hahn, Eva Hoffman, Franz Kafka, Hellen Keller, Radek Knapp, Lojze Kovacic, Agota Kristof, Kenka Lekovich, Klaus Mann, Mariella Mehr, Slawomir Mrozek, Vladimir Nabokov, Ngugi wa Thiong'o, Jovan Nikolic, Jani Oswald, Ovid, Amos Oz, Emine S. Özdamar, Oskar Pastior, Erica Pedretti, Doron Rabinovici, Ilma Rakusa, Rafik Said Schami, Yoko Tawada, Berthold Viertel, André Weckmann, Feridun Zaimoglu, Marina Zwetajeva