Die moderne Forschung zeigt, dass seelisches Leid in jeder Kultur seinen speziellen Ausdruck findet. Gerade Extrembelastung und Traumatisierung, deren Folgen im Westen in der »Posttraumatischen Belastungsstörung« zusammengefasst werden, manifestieren sich in anderen Kulturen häufig ganz unterschiedlich. Der psychologischen, psychotherapeutischen und psychiatrischen Diagnostik solcher kulturspezifischen Traumafolgen ist dieses Buch gewidmet. In einer Zeit, in der weltweit geschätzte 40 Millionen Menschen als Asylsuchende und Flüchtlinge Schutz vor politischer Verfolgung und oft tödlicher Bedrohung suchen, ist dieses Thema von höchster Aktualität. So zielen die Asylgesetze vieler Länder darauf ab, dass traumatisierten Menschen bevorzugt Schutz gewährt werden soll, aber einheitliche Standards und Richtlinien für die Begutachtung von Asylsuchenden fehlen häufig noch. In manchen Gutachten sind sogar die Abwehr- und Verleugnungsmechanismen wirksam, die auch der westliche Normalbürger angesichts des »real gewordenen Albtraums« in den Geschichten vieler Flüchtlinge entwickelt hat. Zentrales Thema des Buches sind die Ergebnisse einer Untersuchung, in der Asylsuchende aus Tschetschenien, Afghanistan und Westafrika zu ihren Fluchtgründen und zu den belastenden seelischen und körperlichen Symptomen befragt wurden.
Probleme, Befunde und Richtlinien für die Begutachtung von Asylsuchenden
Informationen und Richtlinien für die Begutachtung von Trauma-Opfern aus anderen Kulturen.
Klaus Ottomeyer, Professor am Institut für Psychologie der Universität Klagenfurt, Leiter der Abteilung für Sozialpsychologie, Ethnopsychoanalyse und Psychotraumatologie. Tätigkeit als Psychotherapeut und Obmann in der Einrichtung ›Aspis. Forschungs- und Beratungszentrum für Opfer von Gewalt‹.
Walter Renner, Universitätsdozent am Institut für Psychologie der Universität Klagenfurt mit dem Tätigkeitsschwerpunkt Psychologische Diagnostik und Testtheorie. Klinischer Psychologe und Psychotherapeut, Arbeit mit traumatisierten Asylsuchenden; habilitierte sich mit kulturvergleichenden Arbeiten zu Wertorientierungen. Er leitete als Senior Researcher die empirische Untersuchung, welche Grundlage dieses Buches ist.
Klaus Ottomeyer: Gutachten-Verwahrlosung in österreichischen Asylverfahren • Ingrid Salem: Soziokulturelle, geschichtliche und politische Rahmenbedingungen in Afghanistan, Tschetschenien und Westafrika • Ingrid Salem: Frauen als Traumaopfer in drei Kulturen – Erhöhtes Risiko und geschlechtsspezifische Bedingungen der Bewältigung • Karl Peltzer: Culture and PTSD in an African context • Barbara Preitler: Traumadiagnostik in der Psychotherapie • Walter Renner: Körperwahrnehmungen als kulturspezifische Stress-Symptome bei westafrikanischen AsylwerberInnen • Walter Renner: Kultursensible klinische Diagnostik von Traumafolgen – Messtheoretische Grundlagen und Leitlinien zur Begutachtung • Ken Miller: Traumadiagnostik in Afghanistan
