Die Jahre 1945 und 1955 bedeuten entscheidende Zäsuren für die österreichische Geschichte. Zwischen der Befreiung vom Nationalsozialismus und der Unterzeichnung des mit den Alliierten geschlossenen Staatsvertrages liegt ein Dezennium, in dem sich staatstragende Geschichtsmythen und Legenden zur Nationswerdung Österreichs herausgebildet haben. So wurde der »Opfermythos« nicht nur zur zentralen Gründungserzählung der Nation, sondern auch zur identitätsstiftenden Basis der Zweiten Republik.
Dokumentiert werden vor dem Hintergrund der österreichischen Staatsvertragsverhandlungen historische Kontinuitäten und Brüche, wie sie sich seit der Gründung der Zweiten Republik insbesondere in Kärnten herauskristallisiert haben. Aus verschiedenen Blickwinkeln sollen der Demokratisierungsprozess der österreichischen und speziell der Kärntner Gesellschaft, der Wiederaufbau des Landes, der Umgang mit Heimkehrern und Opfern des Nationalsozialismus, die Entnazifizierung, die Haltung gegenüber den Kärntner SlowenInnen oder die Strukturen der britischen Militärregierung beleuchtet werden.
Die Publikation erschien anlässlich der gleichnamigen Ausstellung, die im April 2005 in Villach zu sehen sein war.

Geschichtsmythen in Rot-Weiß-Rot

Zwischen 1945 und 1955 wurden die Gründungsmythen des wiedererstandenen Österreich geschaffen. In Kärnten mit einer besonderen Ausprägung.

Mit Beiträgen von Lisa Rettl, Werner Koroschitz, Heidemarie Uhl, Katharina Wegan, Thomas Albrich, Peter Piker und Klaus Amann sowie einer Bilderdokumentation von Gerhard Maurer

Die gute Lesbarkeit der historischen Analysen wird durch eingefügte Augenzeugenberichte, Photos, Briefe, Urkunden, Bilder von Flugblättern oder baulichen Monumenten unterstrichen; die AutorInnen haben es geschafft, den wissenschaftlichen Fachjargon weitgehend hinter sich zu lassen (Christine Mayer, oesterreich-2005.at)

»Sind wir ein Negerstamm? – Es war einmal ein Land namens Österreich, das von allen anderen Staaten als souverän und unabhängig anerkannt wurde. (...) Dann kamen schwere Differenzen mit dem übermächtigen Nachbarn, Österreich war vollkommen allein und 1938 ließ Hitler seine Truppen einmarschieren, das Land wurde ohne Krieg okkupiert. (...) Österreich war niemandes Feind, hat keinen Krieg geführt, es war erstes Opfer der Aggression, es ist heute noch besetztes Land wie seit 1938. (...) Der Staatsvertrag ist die Voraussetzung unserer staatlichen Existenz, wir verlangen ihn mit Recht.« (Neue Zeit, Organ der Sozialistischen Partei in Kärnten, 11. Feber 1949)