Maja Haderlaps lyrische, an archaische Motive anknüpfende Selbstreflexionen zählen zu den Meisterwerken der zeitgenössischen kärntner-slowenischen Literatur. Dass sie außerhalb des slowenischsprachigen Raumes bisher nicht in ausreichendem Maß rezipiert wurden, lag am Fehlen adäquater Übersetzungen.
Neben den Erstübersetzungen der beiden Zyklen »Žalik pesmi« (Salige Gedichte) und »Bajalice« (Das Raunen) enthält der repräsentative Band - mit Grafiken von Rudi Benetik - auch bisher unveröffentlichte Gedichte von Maja Haderlap.

Meisterwerke der zeitgenössischen kärntner-slowenischen Literatur.

Maja Haderlap, geboren 1961 in Eisenkappel/Železna Kapla, Studium der Theaterwissenschaft und der Germanistik in Wien, Prešeren Förderungspreis (Ljubljana), langjährige Herausgeberin der kärntner-slowenischen Literaturzeitschrift Mladje, Dramaturgin am Stadttheater Klagenfurt. Zahlreiche Publikationen, darunter die Gedichtbände Žalik pesmi (Drava 1983), Bajalice (Drava 1987).

... Das Englische tut der Zusammenstellung wirklich gut. Kein poetologischer Ortstafelstreit wird entfacht, vielmehr findet ein trilinguales Ereignis statt ... (Klaus Kastberger, Spectrum/Die Presse)

... Bei Maja Haderlap verwandelt sich das Konkrete in universelle Chiffren für Trennungsschmerz und Neubeginn, in Metaphern von großer Leuchtkraft ... (Benjamin Jakob, Neues Deutschland)

... Maja Haderlap hat in ihren Gedichten eine diesseitige Mystik verwoben, die stark an den großen Griechen Jannis Ritsos erinnert und die sich auf wundersame Weise mit dem Fragenkatalog moderner Weiblichkeit verträgt ... Ein Prachtband und in jeder Hinsicht das, was man "repräsentativ" nennt: großformatig, pfiffig gestaltet, sorgsam gesetzt und dazu noch mit kontemplativen abstrakten Zeichnungen von Rudi Benétik ...(Daniela Strigl, ORF - Ex Libris)

... Maja Haderlap, ohne Zweifel die bedeutendste lyrische Stimme unter den slowenisch schreibenden Österreicherinnen, kann nun in jenem viel breiteren Zusammenhang gelesen und geschätzt werden, der ihren Gedichten ohne Zweifel längst zusteht ... (Fabjan Hafner, Kolik, Zeitschrift für Literatur)

... Ihre poetische Begabung ist nicht nur in zwei Sprachen zu Hause, sondern weiß auch unterschiedliche poetische Verfahrensweisen zu handhaben und ist im Hervorbringen einer authentischen Bildwelt ebenso stark wie in lyrischer Argumentation ... (Cornelius Hell, Literatur und Kritik)

... Der Wunsch nach Aufhebung von Grenzen, nach Sprengung des "Diskurses aus der Enge" ist den Texten eingeschrieben als zwiespältiges Hin und Her zwischen Flucht und Verortung ... (Ilma Rakusa, Neue Zürcher Zeitung)

... Sie ist eine der bedeutendsten Lyrikerinnen der österreichischen Gegenwartsliteratur, natürlich nicht erst, seit sie deutsch schreibt. Zur Überprüfung dieser Einschätzung liegt seit einiger Zeit ein Prachtband des Drava Verlages vor ... (Helmut Gollner, Falter)

triest, san giusto
der scharlachrote ring der verschwimmenden bucht rückt näher aus der ferne.
ich fliehe wieder ins auge zurück und wünsche, daß mein erstes herz wie ein kolibri
aufs festland flöge, mein zweites herz sich wie eine ratte unter dem pflaster von san giusto versteckte.
krank von der schwerkraft drehe ich mich zum horizont, von wo ein schiff sich nähert
ungesäumt, feierlich, als hätte es amber und sandelholz geladen für stunden träge fließenden
dösens. von der mauer wohin den blick richten, wie die kopflose hoffnung dem vorplatz
einritzen? unerkannt und fremd lauern meine haare an land auf beute,
die schildmütze des alten schneidet in den himmel. mein wehmütiger nacken wächst ins licht.