Aufgewachsen im Grenzstreifen zwischen Karawanken und Drau, definiert Fabjan Hafner sein Schreiben als Versuch, über den Berg zu kommen – oder über den Fluss. Die vom Autor vorgenommene Auswahl versammelt in slowenischer und in deutscher Sprache verfasste Gedichte. Durch Übersetzungen in die jeweils andere sowie eine dritte – das Italienische – bietet sie einen repräsentativen Querschnitt durch das bisherige lyrische Schaffen von Fabjan Hafner, den Alois Brandstetter als den »nüchternsten« innerhalb der jungen, zweisprachigen Autorengeneration Österreichs bezeichnet. Es handelt es sich, schreibt Brandstetter, »um epigrammatisch verdichtete, am Sprachleib laborierende« Gedichte, in denen »das Festlegende der Sprache, das Festschreibende der Dichtung bewusst gemacht wird. Der Sinn macht Lockerungsübungen und dehnt sein sprachliches Korsett, der Sprachfluss tritt über das Ufer der Grammatik«.

Gedichte -- Pesmi -- Canti

Aus dem Deutschen/Slowenischen von Z. Hafner-Celan, R. Dedenaro, T. Floreancig. Nachwort von Primus Kucher

Fabjan Hafner ist einer der wichtigsten Lyriker in beiden Kärntner Landessprachen, außerdem ist er Übersetzer und Literaturwissenschaftler. 1988 veröffentlichte der damals erst 22-jährige Autor seinen ersten Lyrikband "Indigo" auf Slowenisch, drei Jahre später gab es den ersten Lyrikband "Gelichter und Lichtes" auf Deutsch. 2001 im Drava Verlag in Klagenfurt/Celovec eine repräsentative Auswahl seiner Lyrik unter dem Titel "Freisprechanlage" erschienen. Das Besondere daran: Fabjan Hafners Gedichte kann man auf Deutsch, Slowenisch und Italienisch lesen. Der Literaturwissenschaftler Primus Heinz Kucher hat die Gedichte herausgegeben und mit einem Nachwort versehen.

... "Freisprechanlange" zeigt Hafner als sarkastischen und melancholischen Flaneur in unbekannten Sprachräumen. Ein ins Wortdetail verliebter Beobachter ist dieser Kärntner und gewiss ein herausragender Poet ... Ich halte ihn für einen der besten deutschsprachigen Lyriker überhaupt, der zudem auf sehr geschickte Art und Weise mit der Zweisprachigkeit und den Konflikten, die daraus erwachsen können, umgehen kann ... (Uwe Stolzmann, DeutschlandRadio Berlin)

... Die nun vorliegende dreisprachige Anthologie will schon vom Titel her Signal setzen für ein Sprechen, das sich selbst radikal in die Recherche nach den Konturen der Wortkörper einbezieht, ein Sprechen, in dem Resonanzen einkalkuliert sind, mitschwingen und auf Gegensprechen abzielen. ... (Heinz Hartwig, Radio Steiermarkt)

... Wer wie Fabjan Hafner in zwei Sprachwelten lebt, wird dazwischen aufgerieben und schöpft aus dieser permanenten Reibung zugleich die poetische Energie und vor allem das feine Gehör für sprachliche Fallen und Abgründe ... (Die Presse, Wien)

... Dass Hafners Lyrik misstrauisch und virtuos vorschnellen Zuordnungen entgegentritt und auf schlüssige Ausdeutungen lieber verzichtet, geht nicht zuletzt auf die Lust an der Einkreisung, der Sinnaufbrechung und ständigen Sinnbefragung, der Zerlegung von Wortmaterial und einer spielerisch wirkenden Remontage zurück, die dennoch den Leser, die Leserin in den Prozess einer möglichen Verständigung, eines Gesprächs, mit einbeziehen möchte ... (Nachwort/ Primus-Heinz Kucher)

... Es tut wohl eine junge Lyriker-Stimme zu hören, die so profund mit der Sprache, mit den Metaphern umzugehen weiß und es vor allem schafft, den Leser augenblicklich einzustimmen. Fabjan Hafners Gedichte öffnen dem Leser den weiten Horizont der Dichtkunst in einer Art und Weise, wie man es nicht oft erleben darf ... (Primus-Heinz Kucher)

... "Freisprechanlage" evoziert eine Gesprächs-Situation, bei der ein Sprecher zugleich isoliert und auf ein Gegenüber gerichtet agiert. Ein schönes Bild für die Gratwanderung zwischen Ich und Welt, für das Ringen des Lyrikers um Zugang und Nähe zur Welt und zum Du, das immer wieder unternommen sein will, um immer wieder zu scheitern. Und selbst wenn Erlösung "zu dauernder Berührbarkeit" gelänge, wer sagt, dass dann der unfassbare Rest verschwände? ... (Die Presse. Spectrum)

Um die Klingen
zu kreuzen mit Feder und Kiel,
einen Papierkrieg führen mit eiliger Post.
Um einmal nur ein Geschoss zu entladen,
einen Briefverkehr
anzetteln
als
bloß korrespondierendes
Mitglied der Menschengesellschaft.