Der 1904 in Wien entstandene Roman behandelt ein typisch »dekadentes« Thema: Verheiratete, gut situierte Frau hat aus Langeweile Affären mit jungen Männern. In dieser Hinsicht lässt er Cankars Nahverhältnis zu den berühmten Vorbildern der Wiener Moderne erkennen. Dekadent aber ist nur die Epoche des fin de siècle, in der Roman angesiedelt ist. Für den Slowenen Ivan Cankar und seine Judit birgt dieses zu Ende gehen zugleich die Hoffnung auf einen Neubeginn in Freiheit; einer Freiheit, die alle Lebensbereiche umfasst. So ist Frau Judit vor allem ein die Gesellschaftsmoral entlarvender Text mit stark satirischer Note, ein Zeugnis des Kulturkampfes gegen den Kleingeist und des Auflebens der Avantgarde in Slowenien.
Dass Ivan Cankar mit seiner Protagonistin, der schönen und guten Frau Judit, eine der starken und bleibenden Frauengestalten der Weltliteratur schuf, weiß man bei uns nur deshalb nicht, weil es bis heute keine Übersetzung ins Deutsche gab.

Roman

Eine starke und bleibende Frauengestalt der Weltliteratur.

Ivan Cankar (1876–1918) lebte als freier Schriftsteller in Slowenien und Wien-Ottakring. Er ist der bedeutendste Vertreter der slowenischen Moderne. Sein Gesamtwerk umfasst 30 Bände.