Aus dem Slowenischen übersetzt von Klaus Detlef Olof

Der wortgewaltige Roman Filio ist nicht daheim zählt wahrscheinlich zu den außergewöhnlichsten slowenischen Werken überhaupt. Die üppige poetische Sprache, der reiche Symbolismus und der sensible Blick der Autorin für alles Erotische und Sexuelle stechen deshalb so heraus, weil sie damit eine Anti-Utopi zeichnet, die einem Bestiarium des Wahnsinns ähnelt. Die Fabelwesen hier sind raubtierhafte Menschen, die ihr totalitäres Regime über systematische Vergewaltigung regeln. Die Männer der unteren Stadt sind die absoluten Herrscher einer Insel, die wie eine Strafkolonie für Frauen wirkt. Und doch scheint alles so vertraut und alltäglich zu sein, so unbeschwert natürlich – dass sich das Buch eigentlich wie ein trojanisches Pferd im Gedanken der Unterdrückung liest: Es sprengt von innen heraus.

Berta Bojetu, auch Berta Bojetu Boeta, wurde 1946 in Maribor geboren. Sie studierte Slawistik und unterrichtete einige Jahre, daraufhin besuchte sie die Akademie für Theater, Regie, Film und Fernsehen (AGRFT) in Ljubljana. 15 Jahre spielte sie am Puppentheater Ljubljana. 1979 veröffentlichte sie den Gedichtband „Žabon“ (Der große Frosch), darauf folgte 1988 der Band „Besede iz hiše Karlstein“ (Worte aus dem Hause Karlstein), der aus ihrem Drama „Pogovor v hiši Karlstein“ (Gespräch im Hause Karlstein) entstand. 1990 folgte ihr Roman „Filio ni doma“ (Filio ist nicht daheim), 1995 erschien dann „Pticja Hiša“ (Das Vogelhaus), beide Romane im Original bei Wieser. Die Romane leben stark von der poetischen Sprache ihrer Gedichte. 1995 schrieb sie auch den noch unveröffentlichten Roman „Šira“ (Die Weite) und im selben Jahre erschien ihr Drama für Kinder „Gremo k babici – Osama“ (Wir gehen zur Oma – Osama). Berta Bojetu starb am 16. März 1997 in Ljubljana.

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