Der Gailtaler slowenische Dialekt ist aus einem Seminar zur Slowenischen Dialektologie am Institut für Slawistik an der Universität Klagenfurt im Sommersemester 2010 entstanden. Die Gruppe von slowenischen Dorfmundarten in den beiden Gemeinden Feistritz an der Gail?/?Bistrica na Zilji und Hohenthurn?/?Straja vas wird als Feistritzer Dialekt bezeichnet. Die Erhebungen haben erwiesen, dass der alteingesessene Dialekt vom Aussterben bedroht ist; er wird nur noch von wenigen Menschen, meist Angehörigen der älteren Generation, gesprochen. Die jüngeren Slowenischsprachigen bedienen sich einer Umgangssprache, die mehr der Schriftsprache angenähert ist. Sie kennen auch den alten Wortschatz nicht mehr.
In der Arbeit versucht Gerhard Neweklowsky gemeinsam mit den Studierenden Denise Branz, Christina Kircher-Zwittnig und Jurij Perc, die Stellung des Dialekts innerhalb der slowenischen Dialekte Kärntens festzustellen und seine wichtigsten Merkmale im Vergleich zu bekannten Daten aus anderen Dörfern und anderen Dialektgebieten Kärntens zu beschreiben. Die Darstellung bringt neues sprachliches Material in die Slawistik ein und bietet damit neue Ergebnisse für die slowenische Sprachgeschichte und Dialektologie, andererseits auch für die Soziolinguistik und Sprachkontaktforschung. Im Wortschatz sind die Entlehnungen aus dem Romanischen und aus dem Mittelhochdeutschen, zum Teil auch Althochdeutschen, die den entsprechenden historischen Lautstand zeigen, hochinteressant. Die Entwicklung des slawischen Wortschatzes ist teils sehr spezifisch.
Nicht zuletzt soll die Arbeit auch ein Beitrag zur Kenntnis der Kulturgeschichte Kärntens sein.

Feistritz an der Gail/Bistrica na Zilji und Hohenthurn/Straja vas

Gerhard Neweklowsky, geb. 1941 in Linz an der Donau, studierte Slawistik und Persisch, wurde 1977 zum ao. Professor an der Universität Wien und 1979 zum o. Professor an der Universität Klagenfurt ernannt. 2000–2006 wirkte er wieder an der Universität Wien. Gastdozent bzw. -professor in Virginia in Charlottesville, USA, Heidelberg, Ljubljana und Budapest. Seit 2002 Wirkliches Mitglied der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, seit 2006 Auswärtiges Mitglied der Serbischen Akademie der Wissenschaften und Künste. Seit 2006 im Ruhestand, lebt in Klagenfurt.
Verfasser von 21 sprach- und kulturwissenschaftlichen Büchern und zahlreicher wissenschaftlicher Arbeiten über die Sprachen der slawischen Volksgruppen in Österreich, die Geschichte und moderne Grammatik der slowenischen, kroatischen, serbischen und russischen Sprache und die Ethnographie Bosniens.