Schon zu Lebzeiten wurde die 1902 geborene Dichterin Milka Hartman als Ikone der kärntner-slowenischen Volkskultur verehrt, hunderte ihrer Gedichte fanden Eingang in das Repertoire von Chören, Folkloregruppen, Cantautoren, Jazzformationen.
Leben und Werk scheinen diesem Akt kollektiver Aneignung Hand zu bieten: ihr unermüdliches Engagement für Volksbildung und Volkskultur, die Bescheidenheit, sich selbst als Stimme einer Gemeinschaft zu verstehen, der sie sich durch Sprache, Religion, Tradition, (Leidens-)Geschichte und erwachendes Selbstbewusstsein zutiefst verbunden fühlte.
Dem gegenüber, oder an der Seite, aber steht jene Lyrik, in der sich Milka Hartman in einer originären, poetisch-literarischen Sprache als ein zunehmend von Einsamkeit, Zweifeln, manchmal Verzweiflung bedrängtes Ich zu erkennen gibt.
Die von Andrej Leben besorgte Werkauswahl leistet beides: In der hervorragenden Übertragung von Erwin Köstler tritt uns die Lyrikerin entgegen, die nicht selten mit Christine Lavant in Beziehung gesetzt wurde; die beigefügten Erinnerungstexte betten Milka Hartmans literarisches Schaffen in das biographische Umfeld ein, von dem es sich nicht trennen lässt.

Die Lyrikerin Milka Hartman - neu gelesen und ins Deutsche übertragen.

Schon zu Lebzeiten wurde die 1902 geborene Dichterin Milka Hartman als Ikone der kärntner-slowenischen Volkskultur verehrt, hunderte ihrer Gedichte fanden Eingang in das Repertoire von Chören, Folkloregruppen, Cantautoren, Jazzformationen.
Leben und Werk scheinen diesem Akt kollektiver Aneignung Hand zu bieten: ihr unermüdliches Engagement für Volksbildung und Volkskultur, die Bescheidenheit, sich selbst als Stimme einer Gemeinschaft zu verstehen, der sie sich durch Sprache, Religion, Tradition, (Leidens-)Geschichte und erwachendes Selbstbewusstsein zutiefst verbunden fühlte.
Dem gegenüber, oder an der Seite, aber steht jene Lyrik, in der sich Milka Hartman in einer originären, poetisch-literarischen Sprache als ein zunehmend von Einsamkeit, Zweifeln, manchmal Verzweiflung bedrängtes Ich zu erkennen gibt.
Die von Andrej Leben besorgte Werkauswahl leistet beides: In der hervorragenden Übertragung von Erwin Köstler tritt uns die Lyrikerin entgegen, die nicht selten mit Christine Lavant in Beziehung gesetzt wurde; die beigefügten Erinnerungstexte betten Milka Hartmans literarisches Schaffen in das biographische Umfeld ein, von dem es sich nicht trennen lässt.

860 Gedichte, so erfahren wir, hat Milka Hartman geschrieben; 490 wurden von Folk- und Jazzmusikern vertont; ein Beleg für die Popularität der Dichterin. Ihre Verse kreisten- in Variationen, auch in Wiederholungen . um die immergleichen Motive: die brüchige, von deutschnationaler Hybris bedrohte Identität der Volksgruppe, den Wert von Sprache und Kultur, die Sehnsucht nach der vorgeblich heilen bäuerlichen Welt der Kindheitstage, romantisierte Natur. Zweigeteilt ist dieses Werk. Zum einen finden wir reine, ich- bezogene Lyrik, schwermütige Verse einer einsamen Frau. Häufiger schreib aber Milka Hartman als Lehrerin (in Kärnten fand man das merkwürdig- schöne Wort »Volksbildnerin»), als Seherin und Stimme ihres Stammes, eine Jeanne d'Arc der Karawanken. (Uwe stolzmann, Neue Zürcher Zeitung )

Die ganze Nacht
hält mich jemand wach …
An mein Fenster klopft
das verwundete Dunkel.

Ich lausche und horche
die ganze Nacht,
wie der Schmerz hackt
in den einsamen Stunden.

Und schlaf ich ein,
verschluckt im Traum
mich bitter des Schmerzes
Schlund.