Alle Geschichte entsteht durch die Begegnung von Mann und Frau, so auch alles Erzählen. Wenn ihr Drittes aber zunächst keine Aufzeichnung, sondern ein Kind ist, stellt sich bald die Frage, wer wird wen zuerst verlassen? Dass ein Sohn oder eine Tochter den Eltern vorangehen mag, ist weder von Vater noch Mutter vorgesehen.
Wolfgang Kubin erzählt von dem Verlust eines Kindes, vieler Kinder. Er dreht die landläufige Meinung um, die in den Vätern gern die Zerstörer und in den Müttern allzu gern die Bewahrer des Lebens sieht.

Eine Erzählung

Wolfgang Kubin, geb. 1945 in Celle, lebt in Bonn und Wien. Er ist Professor für Sinologie an der Universität Bonn, Übersetzer und Schriftsteller. Seit 1989 ist er Herausgeber der Zeitschriften Orientierungen. Zeitschrift zur Kultur Asiens und minima sinica. Zeitschrift zum chinesischen Geist sowie seit 2002 Verfasser und Herausgeber der auf zehn Bände angelegten Geschichte der chinesischen Literatur.
Für sein wissenschaftliches, übersetzerisches und literarisches Werk erhielt er diverse Preise, Auszeichnungen und Honorarprofessuren. Unter anderem erhielt er 2003 den Preis für Literatur 2003 der Lesegesellschaft. 2007 verlieh ihm die chinesische Regierung in der Großen Halle des Volkes den Staatspreis der VR China für besondere Verdienste um die chinesische Buchkultur, und er erhielt in Peking den Pamir international Poetry Price für seine Übersetzungen moderner und gegenwärtiger chinesischer Lyrik.
Als Schriftsteller schreibt er vornehmlich Lyrik und Essays, aber auch Erzählungen. Brüder, ungewiß ist nach Die Geschichte der Schwärze (Wien 2005) und Halbzeit einer Liebe (Wien 2006) sein drittes Prosawerk in der EDITION MILO. Es entstand zwischen dem Herbst 2003 und dem Frühling 2006 großenteils in Tsingtau (Qingdao), China.