Wie kommt der Name eines hochrangigen Nazi-Politikers zu Beginn des 21. Jh. auf ein Denkmal für den Kärntner Abwehrkampf? Lisa Rettl und Werner Koroschitz nehmen diese Entdeckung zum Anlass, jener Erinnerungskultur nachzuspüren, die in Kärnten immer auch der Schuldabwehr in Richtung Nationalsozialismus dient. Oskar Kraus zum Exempel: Nazi der ersten Stunde, Fraktionsführer der Villacher NSDAP, nationalsozialistischer Gemeinderat, Leiter des illegalen Gauamtes für Kommunalpolitik und ab 1939 Oberbürgermeister der Stadt Villach – nachträglich »rehabilitiert« und gegen Vorwürfe immunisiert durch ihm zugeschriebene Verdienste im Kärntner Abwehrkampf 1918–20.

NS-Oberbürgermeister von Villach - Kärntner Erinnerungsk(r)ämpfe

Das Buch geht auf die zeitgenössische politische Atmosphäre der Jahre 2000 bis 2003 in Kärnten ein, durch die es möglich wurde, ein Denkmal zu setzen, das einen Nationalsozialisten würdigt, ohne dass es zu öffentlichen Auseinandersetzungen in diesem Kontext kam. (kaernten.orf.at)