Bilder aus der Kindheit, vom Alltag und von Feiertagen in der Romasiedlung, Gedichte, die von Liebe handeln, von Zwist oder vom Altern, Auseinandersetzungen mit der eigenen Identität und der Diskriminierung der Roma, einsame Zwiegespräche mit seinem Gott - unprätentiös nähert sich Ilija Jovanovic seinen Gegenständen an und findet zu einer ganz eigenen Poesie, in der sich Melancholie und leiser Humor die Waage halten.
Gedichte, die von Liebe handeln und die Diskriminierung der Roma bezeugen.
Ilija Jovanovic, geboren 1950 in Rumska bei Beograd. Grund- und Hauptschule, Beschäftigung als Landarbeiter. 1971 Übersiedlung nach Wien, Arbeit in einer Metallfabrik, später in Krankenhäusern als Apothekenlaborant. Verheiratet, drei Kinder. Österreichische Staatsbürgerschaft. Stv. Obmann des Romano Centro in Wien. Neben literarischen Publikationen in Zeitschriften und Anthologien erschien bisher der Gedichtband Bündel - Budžo (EYE Verlag 2000).
„Einen sehr speziellen Aspekt der Roma-Literatur kann man jetzt im schmalen Gedichtband 'Vom Wegrand' des aus der Nähe von Belgrad stammenden und in Wien lebenden Schriftstellers Ilija Jovanovic entdecken. Die magische Beschwörung der Welt durch die Wörter soll in seinen Gedichten wirken, sie sind wie Amulette gegen das Unheil und erfüllen diesen religiös-poetischen Zweck in schöner Ökonomie. Die Gedichte von Ilija Jovanovic sind einfach, weil sie ganz auf die Kraft des Gesagten vertrauen. Sie erzählen von einer Kindheit in Armut oder, in Reverenz an Karl-Markus Gauss' 'Die Hundeesser von Svinia' über eine kaum veränderte Gegenwart.“ (Paul Jandl, NZZ)
„Jovanovic erzählt seine Erinnerungen an seine Kindheit, vom Alltag und von Festen seiner Volksgruppe. Die Gedichte handeln von der Liebe, Armut, vom Altern und sie setzen sich mit der eigenen Identität auseinander. 'Vom Wegrand – Dromese rigatar' ist auch die Auseinandersetzung mit der Isolation der Roma in der Gesellschaft.“ (Melanie Hovorka, ORF-Radio 1476)
»Eiskalter Regen
spielt Schlagzeug
auf den kleinen Scheiben
des Fensters.
Die letzte Hand voll Mehl
in der Truhe,
das letzte Holzscheit
im Ofen.
Längst haben wir auch
die letzte Zigarette
aus billigem Kraut geraucht.
Vergessen von Himmel und Hölle
stehlen wir Strom
von den staatlichen Masten,
um für ein Stück Brot
Körbe zu flechten.
Herr, schick uns den Nachbarn vorbei
mit einer Zigarette
aus billigem Kraut.
Einsame Bären
fangen die Zigeuner,
in den Wäldern.
Sie stechen ihnen Ringe
durch die Nasenlöcher
und einen Stab darein.
Sie zwingen sie,
auf den Märkten
vor der Menge
für Geld zu tanzen
und zu singen,
die Zigeuner.«