Der Roman erzählt die Geschichte von drei Paaren, von ihrem Zueinanderfinden und ihrem Auseinanderdriften. Es geht um junge Menschen der Jetztzeit. Sie befinden sich in der Ablösungsphase von ihren Eltern, sie suchen sich selbst, und sie suchen einander. Ihr Alltag wird bestimmt von modernen Kommunikationsmitteln. Ihre Welt ist die Welt der unbeschränkten Mobilität. Alles ist möglich – und nichts geht, wie es gehen soll. Aber, wie soll es denn gehen? Diese Frage wird von Laura, der Protagonistin der Rahmenhandlung, mit einem Unbekannten erörtert. Sie ist die Autorin des Skripts und somit Schöpferin der Paare, sie hat es in der Hand ihre Geschichten umzuschreiben. Oder doch nicht? Sind sie und der Unbekannte, neben Diana und Juan, Sara und Juan, Jana und Lovro, das vierte Paar? Oder sind Diana, Sara und Jana ein Alter Ego von Laura? Geht es um Parallelgeschichten, oder nur um die eine, aus der sich die anderen regenerieren? Man kann "Und alle aßen Sushi" auf der Oberfläche als Script einer klassischen, lateinamerikanischen Telenovela lesen und wird im besten Sinne des Wortes unterhalten. Die Konfrontation mit den realen und realistischen Schwierigkeiten junger Menschen – auf der Suche nach ihrem Platz in dieser Welt – wird den LeserInnen dennoch nicht erspart.
Roman
Ein Roman wie ein Sushi. Drei Liebesgeschichten als Zutaten, alle mit dem bitteren Nachgeschmack der Vergänglichkeit.
Eva Petric, geb. 1983 in Kranj/ Slowenien. Lyrikerin, Schriftstellerin, Malerin, Fotografin, Videokünstlerin, hat in sprachlich, kulturell und geographisch sehr unterschiedlichen Gegenden der Welt (in Afrika, Indien, USA, Lateinamerika und Europa) gelebt und besuchte acht Schulen auf vier Kontinenten. Nach dem Schulabschluss in New York 2002, hat sie 2005 ihr Kunst- und Psychologiestudium an der internationalen Webster University in Wien abgeschlossen. Zahlreiche internationale Einzel- und Gemeinschaftsausstellungen. Eva Petric lebt und arbeitet in Wien.
Sein Handy läutet. Juan Cruz weicht von der Frau zurück. Sie schaut ihn verführerisch an und sagt spielerisch:
»Jemand will dich, ganz verzweifelt.«
»Ja … rate mal, wer«, raunt Juan Cruz und beginnt wieder, sie zu küssen.
»Yo, yo«, gluckst die Frau neckisch und beginnt ihn während des Küssens zu betasten und zu befummeln.
Das Handy läutet weiter. Juan Cruz, entnervt vom Läuten, greift in die Tasche, um es abzudrehen. Aus dem Augenwinkel sieht er den Eintrag seiner Mutter auf dem Display.
»Oh, madre!«, ruft er besorgt aus und rückt von der Frau ab, die ihn – immer noch schwer atmend – lockt:
»Juan Cruz, Juan Cruz, komm doch …«
Juan Cruz schüttelt den Kopf.
»Nein …«
Die Frau greift nach ihm, umarmt und betatscht ihn, aber Juan Cruz stößt sie von sich.
»Nein, ich muss gehen …«
Die Frau hört auf, ihn zu küssen. Verdutzt und verwundert starrt sie ihn an. Juan Cruz knöpft sich, ohne sie anzusehen, das Hemd zu.
»Ich will dich«, setzt die Frau kokett wieder ein.
Juan Cruz ignoriert sie. Fährt sich mit der Hand durch die zerzausten Haare.
Die Frau wird missmutig:
»Jetzt? Wohin?«, bohrt sie nach.
Juan Cruz antwortet nicht. Das Handy beginnt erneut zu läuten.
»Wer zum Teufel ist so verdammt wichtig?«
»Meine Mutter.«
Die Frau lacht: »Oh, ein Muttersöhnchen?«
Dann fügt sie ernst hinzu: »Kann sie nicht ein wenig warten?«
Juan Cruz antwortet nicht. Wortlos schnallt er den Gürtel zu. Die Frau starrt ihn überrascht an. Sie versucht aufs Neue, ihn zu verführen, aber Juan Cruz stößt sie noch heftiger von sich. Mit einem lauten Knall kracht der Rücken der Frau gegen die Tür. Entsetzt und geschockt starrt sie ihn an.
Juan Cruz blickt zurück: »Sorry, Baby … wirklich …«, murmelt er, öffnet die Tür und geht.
Die Frau, halb nackt, nach Worten ringend, mit verschmiertem Lippenstift, schaut ihm entgeistert nach und schlägt dann wütend mit dem Fuß die Tür zu.