Als er 1927 zur Welt kam, bebte die Erde seiner Geburtsstadt Tiberias, und bewegt blieb das Leben des palästinensischen Kaufmannssohns bis zuletzt, als er heimat- und mittellos in Graz verstarb. Dazwischen liegen sieben Jahrzehnte, in denen Chalil Ibrahim Hammad so wenig zur Ruhe kommt wie der Nahe Osten: Schon als Kind zu einer konspirativen Existenz verurteilt, mutiert er vom Koranschüler zum Zögling einer von Franziskanern geführten Internatsschule in Jerusalem, beteiligt sich an Freischärleraktionen gegen jüdische Siedlungen und am Sturm auf die Festung Al Kastal, maturiert in Amman, schließt sich in Beirut einer kommunistischen Studentengruppe an, reist in das von den Alliierten besetzte Wien und weiter nach Graz, wo er als Medizinstudent immatrikuliert und sich nolens volens immer mehr der palästinensischen Sache verschreibt. Doch als er das von der PLO angetragene Amt ausschlägt, wird er von seinen ehemaligen Freunden bald fallen gelassen. Im Kampf der »Guten« gegen die »Bösen« ist für Skeptiker, wie er einer ist, kein Platz.
Von Einsamkeit, Verarmung und Krankheit gezeichnet, wirft Kahlil noch einmal den Blick zurück – nicht im Zorn, sondern mit der melancholisch-ironisch gefärbten Klarsicht des Ernüchterten, der zu verstehen versucht, wie es dazu kommen konnte, dass ein multireligiöser Raum auseinander brach und gute Nachbarn zu unerbittlichen Feinden wurden.

Ein Leben zwischen Palästina und Europa

Zwischen Palästina und Europa – Logbuch eines Heimatlosen

Chalil Ibrahim Hammad, geboren 1927 in Tiberias/Palästina, gestorben 2000 in Graz/Österreich, erzählte seine Ge­schichte während seiner letzten beiden Lebensjahre der Ko-Autorin, mit deren Familie ihn eine langjährige, enge Freundschaft verband. Die so entstandenen Tonbandaufzeichnungen – Geschichten, Anekdo­ten, Erzählungen, Kommentare, Lieder etc. in einer Gesamtlänge von über 30 Stunden – sind Basis dieser von der Ko-Autorin geschaffenen Biographie, deren erstes Drittel noch mit Chalil Hammad gemeinsam überarbeitet wurde.

Gabriele H. Baumann, geboren 1962, ist Ärztin in Graz.

„Im Kampf der "Guten" gegen die "Bösen" ist für Skeptiker, wie er einer ist, kein Platz. Von Einsamkeit, Verarmung und Krankheit gezeichnet wirft Halil noch einmal einen Blick zurück – nicht im Zorn, sondern mit der melancholisch-ironisch gefärbten Klarsicht des Ernüchterten, der zu verstehen versucht, wie es dazu kommen konnte, daß ein multireligiöser Raum auseinander brach und gute Nachbarn zu unterbittlichen Feinden wurden.“ (Palästina Journal)
„In der Regel lesen wir nur von jenen, die es geschafft haben. Dieses Buch aber beschreibt das Scheitern eines Menschen.“ (Karl Pfeifer, Die Furche)
„Die Autorin, hauptberuflich Ärztin, hat viel Mühe auf sich genommen, einen entwurzelten und gescheiterten Menschen mit einer höchst eindringlichen und berührenden Stimme zu versehen, die ohne sie stumm geblieben wäre.“ (Gabriel Loidolt, Der Standard, Album)