Im Zentrum dieses Buches stehen die Geschichten zweier Menschen, die Krieg und Verfolgung überlebt haben. Mirzada ist eine junge Frau, deren Mutter in Bosnien ermordet wurde und die als Flüchtling in Österreich vorübergehend psychisch krank war. Josef war als Kind einer slowenischen Mutter in Kärnten zwischen die Fronten von brutalen Aktionen der SS und vernichtender Rache der Partisanen geraten. Die Publikation von »Mirzadas Geschichte« zusammen mit dem erstmals 1988 erschienenen »Brief an Sieglinge Tschabuschnig« legt es nahe, Vergleiche zu ziehen: In einem Fall geht es um das Fortwirken und die Verarbeitung des Traumas einige Monate nach dem Erleben des Schreckens, im andern Fall vierzig Jahre später. Die Vorgänge der gesellschaftlichen Vorurteilsbildung gegenüber den Traumatisierten ähneln sich aber in erstaunlicher Weise. Die Opfer werden ausgegrenzt, die Verletzungen bagatellisiert. Das untergründige Weiterwirken von Traumata ermöglicht nationalistischen Politikern mit Vernichtungsängsten und Feindbildern ihre zweifelhafte »Identitätspolitik« zu betreiben, bei welcher erneut Hass gegen ethnische Minderheiten mobilisiert wird.

Mirzadas Geschichte und Ein Brief an Sieglinde Tschabuschnig

Ein sehr persönliches Buch, das die Arbeitsweise einer selbstkritisch-verstehenden Psychologie in einer literarischen Sprache nachvollziehbar macht.

Klaus Ottomeyer, geboren 1949 in Frankfurt am Main, Dr. rer. pol., Dipl.-Psychologe, Psychotherapeut, seit 1983 Ordentlicher Universitätsprofessor für Sozialpsychologie an der Universität Klagenfurt. Derzeitige Schwerpunkte sind Probleme der Flüchtlingsintegration und die Psychologie des Rechtsextremismus. Zahlreiche Veröffentlichungen, darunter im Drava Verlag »Jörg Haider und sein Publikum« (1992, gemeinsam mit Harald Goldmann und Hannes Krall).