»Ohnmacht und Empörung« – seit 25 Jahre n schreibt Konstantin Kaiser gegen Resignation und Gleichgültigkeit an. Im Zentrum steht sein Kampf für die Rehabilitation und Kenntnisnahme der im eigenen Land mißachteten österreichischen Exilliteratur.
Das Jahrbuch 11 der Theodor Kramer Gesellschaft (TKG) versammelt 26 große Aufsätze Konstantin Kaisers, Essays und Abhandlungen, die zum Teil auch in Gemeinschaftsarbeit mit Siglinde Bobecher und Peter Roessler entstanden sind. Die Auswahl besorgten die drei Herausgeber (Univ.-Prof. Dr. Primus-Heinz Kucher/Klagenfurt, Univ.-Prof. Dr. Karl Müller/Salzburg, Univ.-Prof. Dr. Peter Roessler/Wien). Sie schreiben: »Die meisten Aufsätze sind Pionierarbeiten, da sie Themen aufgreifen, für die es vielfach keine Vorarbeiten gab. Erst durch intensive und mühevolle Recherchen auf vielen Gebieten und in vielen Ländern konnten die gegenständlichen Grundlagen erarbeitet werden, die Kaiser schließlich in ihrer gegenseitigen Bedingtheit gedankenreich durchdringt und als Zusammengehörendes darstellt.«
Die Texte sind bisher nur verstreut in verschiedenen Zeitschriften und Sammelbänden publiziert worden. Auf über 400 Seiten ergibt sich jetzt nicht nur ein Überblick über die wesentlichen Konfliktfelder des Exils, sondern auch ein beeindruckender Aufriss über die Geschichte der Exilforschung aus Österreich. Der Bogen der wissenschaftlichen Beiträge Konstantin Kaisers reicht von der Thematisierung wesentlicher Probleme der Exil-Forschung (etwa über Phasen der Rezeption des Exils in Österreich, über den »Patriotismus« und das »Subjekt« in der Erforschung des Exils), zu grundlegenden monographischen Pionierarbeiten etwa über Theodor Kramer, Jura Soyfer, Joseph Kalmer, Berthold Viertel, Erich Fried, Hans Schmeier und Elias Canetti bis zu wichtigen motivischen und thematischen Aspekten (etwa Heimweh, die Figur des »kleinen Mannes« und des »Faschisten«, Katholische Kirche und NS, Kultur und Nation).
Die Beiträge Kaisers zeichnen sich allesamt durch die Verknüpfung pluraler methodischer Zugänge und Annäherungsweisen aus, so dass sowohl zeitgeschichtliche, sozialhistorische, biographische, ideengeschichtliche und nicht zuletzt ästhetische Dimensionen ins Blickfeld kommen und in ihren Zusammenhängen analysiert werden. Dies macht letztlich die innovative Kraft von Kaisers Forschungsarbeiten aus. Der Band enthält ein Vorwort der Herausgeber, einen biographischen Teil zu Konstantin Kaiser und eine Gesamtbibliographie seiner Arbeiten.

Konstantin Kaiser, geb. 1947 in Innsbruck; Studium der Philosophie in Wien; Dr. phil.; Präsident der österreichischen Gesellschaft für Exilforschung (ÖGE); Mitbegründer der literarischen Gruppe Hundsblume und der Theodor Kramer-Gesellschaft; Mitherausgeber der Zeitschrift von »Zwischenwelt. Zeitschrift für Kultur des Exils und des Widerstands« und der Buchreihe »Antifaschistische Literatur und Exilliteratur – Studien und Texte«.
Seit 1983 freier Schriftsteller und Literaturwissenschaftler. Zahlreiche Veröffentlichungen, darunter Essays, Gedichte und Prosa, zuletzt u. a.: Lexikon der österreichischen Exilliteratur (2000; gemeinsam mit Siglinde Bolbecher); Das unsichtbare Kind. Essays (2001); Vom Weggehen. Zum Exil von Kunst und Wissenschaft (Mithrsg. 2006); In welcher Sprache träumen Sie? Österreichische Lyrik des Exils (Mithrsg. 2007); Gedichte (2008). Preise: Theodor Körner Stiftung (1985); Förderungspreis der Stadt Wien (1988); Bruno-Kreisky-Anerkennungspreis (2002); Preis der Stadt Wien (2007).
Mitglied der Grazer AutorInnenversammlung (GAV). Publizierte und publiziert in den Zeitungen und Zeitschriften: »Aufbau« (New York), »Aufrisse« (Wien), »Der Standard« (Wien), »Die Presse« (Wien), »Falter« (Wien), »Föhn« (Innsbruck), »Literatur und Kritik« (Salzburg), »Wespennest« (Wien), »WochenZeitung« (Zürich), »Zwischenwelt« (Wien).