Nach dem Zusammenbruch der österreichisch-ungarischen Monarchie zieht ein junger Mann aus Mostar aus, um in der Weltstadt Berlin sein Glück zu suchen. Das einzige, was er von dort zurückbringt, sind zwei Münzen und eine Quittung über ein paar Mark. Kunstvoll verwebt der Roman unterschiedliche Zeitebenen, Erzählstränge und fiktive Retrospektiven zu einem »weiblichen Blick« auf die verworrene Landkarte Mitteleuropas im zwanzigsten Jahrhundert: Mostar und Berlin, Prag 1969 und das belagerte Sarajevo sind die Stationen, auf denen sich die Lebenswege dreier Generationen arabeskenartig ineinander verflechten – wie die Blütenblätter einer Rose, die als stets wiederkehrendes Motiv in den Text eingewoben ist. Im Mittelpunkt aber steht eine Frau, die ihre kompromisslose Haltung mit dem Leben bezahlt: Rosa Luxemburg.

Roman

Im belagerten Sarajevo begann die Autorin an diesem Roman zu schreiben, der ein Jahrhundert der Katastrophen mit sensibler Poesie durchwirkt.

Alma Lazarevska, geboren 1957, lebt als Schriftstellerin in Sarajevo. Buchpublikationen: Sarajevski pasijans (1994), U znaku ruæe (1996), Smrt u muzeju moderne umjetnosti (1996). In deutscher Sprache: Gruß aus einer belagerten Stadt und Dafna Pechvogel überquert die Brücke zwischen dort und hier in: Das Kind. Die Frau. Der Soldat. Die Stadt. Zeitgenössische Erzählungen aus Bosnien-Herzegowina (Drava 1999).

... Die Autorin beschreibt in ihrem Roman Leben und Tod der polnisch-deutschen Revolutionärin Rosa Luxemburg. Sie verwebt in ihrer Geschichte mit einem ganz weiblichen Blickwinkel drei Generationen der verworrenen Geschichte Mitteleuropas im 20. Jahrhundert in Mostar, Berlin, Prag und dem belagerten Sarajevo. Ein weiblicher Aspekt aus dem Balkan. Eine interessante geschichtliche Perspektive. ... (Landesspiegel Hessen)

Ebenso unverhofft, wie Aleksa S. aus seiner Heimatstadt verschwunden war, kehrte er aus dem fernen Germanien wieder. Seine Taschen bargen einen kärglichen Inhalt: ein großes Herrentaschentuch, das ihn seit Mostar begleitete, und ein graues Stückchen Papier – eine über dreißig Mark lautende Quittung –, nicht mitgerechnet das zu Staub zerfallende vierblättrige Kleeblatt und ein wenig herzegowinischen Tabak, der sich verstreute, als an der Reisekleidung zum Waschen die Taschen herausgestülpt wurden. Erst in diesem Augenblick fielen aus ihren Tiefen auf den mit Kieselsteinen gepflasterten heimatlichen Hof wohlklingend zwei Münzen.
Aleksa S. spricht nicht von der Reise, aber man stellt auch keine Fragen. Erst nach und nach vermag seine Frau in ihm, der sich alsbald verheiratet hat, den Knoten in der Geschichte über die Quittung zu lösen …