Unprätentiös und präzis schreibt der Autor über sein Leben und seine Wahrnehmungen: über seine Kindheit auf einem Bauernhof, die Armut am Land, die sozialen und politischen Wirren der Zwischenkriegszeit, die Machtübernahme der Nationalsozialisten. Als die Deportation der slowenischen Bevölkerung aus Kärnten einsetzt, desertiert der junge Lipej aus der Wehrmacht und schließt sich den Partisanen an. Schwer verletzt, von Versteck zu Versteck gebracht, überlebt er die letzten Kriegsmonate.
Mein Weg in den Widerstand
Lipej Kolenik, geb. 1925 in St. Margarethen bei Bleiburg/Šmarjeta pri Pliberku. Wehrmachtsdeserteur und Widerstandskämpfer. Nach 1945 Drucker und Vorsitzender des Verbandes der slowenischen Jugend in Kärnten. Lebt in Cirkovce/Schilterndorf.
... Dem Partisanenkampf in den Wäldern der Karawanken nimmt er den romantisch-verklärenden Zug, der ihm später in so mancher antifaschistischen Literatur hinzugedichtet wurde. Ungeschönt beschreibt er seine Ängste und Alpträume und so manche Enttäuschung über die Hierarchien in der "Armee des Volkes". Kolenik wird so auch zu einem interessanten Chronisten einer bisher eher unterbelichtet gebliebenen Phase der Kärntner Geschichte. (apa)
... In seinen tagebuchartigen Aufzeichnungen ist er ein Chronist der Ereignisse, darüber hinaus aber ordnet er diese auch - seinem Welt- und Geschichtsbild entsprechend - zu einem Gesamtbild, sodass ein facettenreiches Kaleidoskop der damaligen Zeit vor Augen geführt wird. ... (Peter Paul Wiplinger, schulheft)
... dieser krude, grausame, genaue - wie Janko Messner in seinem Vorwort geschrieben hat - Sekundenstil, den Kolenik verwendet ... Lesen Sie gefälligst! ... (Peter Handke)
„Lipej komm! Der Krieg ist aus, die Freiheit ist da, wir sind frei!" Lipej Kolenik, aus der Wehrmacht zu den Partisanen in Südkärnten desertiert, hatte die letzten zwei Kriegsmonate . schwer verletzt in dunklen Bunkern verbracht. Die Nachricht von der Befreiung ereilte ihn auf einer Waldlichtung, wohin er sich geschleppt hatte um die Frühlingssonne zu genießen.
Es ist diese Szene, die. den Lebenslauf Koleniks in zwei Hälften teilt. Die Armut der Vorkriegszeit in den ländlichen Gebieten Südkärntens, die Schmach, widerwillig in der Armee des nationalsozialistischen Feindes kämpfen zu müssen, die Entbehrungen des Partisanenkrieges - das alles scheint am 8. Mai 1945 ein Ende zu haben. Doch der von einem Teil der Bevölkerung ersehnte Anschluss an Jugoslawien bleibt aus, die Anerkennung des Partisanenkampfes - zumal in Kärnten - schwindet rasant, die antislowenischen Kräfte restaurieren sich und die Diskriminierung der Slowenen beginnt von Neuem.
Über all das legt Kolenik Zeugnis ab und er tut es in einer unprätentiösen Art und Weise. Einfühlsam beschreibt er sehr persönliche Erinnerungen - etwa über die kleinen Freuden eines Bauernkindes zu den hohen Festtagen - klar und präzise ist der spätere Blick auf das soziale und politische Geschehen.
Nach über fünfzig Jahren erinnert sich der Kärntner Slowene L. Kolenik (Geburtsjahr 1925) seiner harten Jugendjahre und vor allem nach dem Anschluss Österreichs an das Deutsche Reich der demütigenden Verhetzungen durch die örtlichen NS-Behörden. Er wird 1943 zur Deutschen Wehrmacht eingezogen, die er anlässlich eines Urlaubes verlässt und sich zu den Partisanen absetzt, zu denen er und seine Familie seit längerem intensive Kontakte unterhielten.
Die Aktivitäten der dortigen Verbände schildert er mit minutiösen Angaben über Erkundigungen, Sabotagen und blutigen Feuergefechten, aber auch die schweren Belastungen denen die Widerstandskämpfer durch Kälte, Hunger und ständige Gefahren ausgesetzt waren. Der Ausgang der Kämpfe und das Kriegsende brachten ihnen nicht den erwünschten Erfolg. Nach ihrer Meinung entsprach er nicht den Leistungen, die die Partisanen bei der Niederwerfung des NS-Regimes erbracht hatten. Abgesehen von einigen sprachlichen Entgleisungen (S. 180, 234) ist der lebendig erzählte Bericht ein Teil der Geschichte des Widerstandes gegen den Hitlerfaschismus.
Zielgruppe: Zeitgeschichtlich interessierte Leser. (Franz Leopold - Bücher Bord)
... Auch in der Schule in St. Margarethen bekamen wir sofort die neue Ordnung zu spüren. Es gab zwei Lehrer: Der erste war ein Anhänger der Nazis, der zweite hingegen, Josef Juh, ein bewusster Slowene. Der erste röhrte gleich für Hitler und gab unseren Häusern deutsche Namen und machte uns aufmerksam, dass wir in Hinkunft ausschließlich Deutsch zu sprechen hatten. Der zweite Lehrer war fürchterlich deprimiert und musste schon bald die Stelle wechseln. Er wurde durch einen Lehrer aus Oberkärnten ersetzt, der mit nazifaschistischem Geist durchtränkt war. Auf seinen Befehl und unter seiner Aufsicht mussten die Schüler in St. Margarethen alle Bücher, slowenische und deutsche, aus der Schulbücherei in den so genannten Štefan-Graben zu einem Haufen zusammentragen, damit er sie dann verbrannte. Den Schülern und Kindern aber verbot er streng, eines der Bücher mit heimzunehmen. Aus dem Graben rauchte es mehrere Tage, in der Schulbücherei aber erschienen Hitlers »Mein Kampf« und andere nazistische Bücher ...