In seinen Gedichten unterzieht Dato Barbakadse gewohnte Alltagssituationen einer poetischen Überprüfung. Der Gegenstand seiner Beobachtungen ist der Zustand des menschlichen Bewusstseins in seinem existenzialistischen Prozess: die allmählichen Befreiung von der aggressiven Einstellung zu den Dingen, zu den Erscheinungen, zu anderen Menschen, zu Gott und der Natur. Ins Zentrum des lyrischen Ichs geraten die Änderungen, die durch wechselseitige Berührungen entstehen. Die subjektive poetische Mythologie von Dato Barbakadse distanziert erotisches und sexuelles Bewusstsein voneinander: Es besteht die ursprüngliche Sprache – die Sprache des Gottes, die in die materielle Welt nur nach riesengroßen, wesentlichen Verlusten gelangt; die Sprache der Menschheit hingegen stellt von der Erotik bis auf den „puren“ Sex heruntergeminderte, nur auf soziale Notwendigkeit und biologische Gesetzmäßigkeit gebaute Sprache dar, der die Dimension der erotischen Freude fehlt. Nur die Poesie ist imstande, die grammatisch-sexuelle Dimension zu spalten und
in die erotische Urzeit zu gelangen. Das Gedächtnis der Poesie kann sich an das Urwort erinnern, das
die menschliche Seele mit der Welt der erotischen Erfahrung unauflöslich verbindet.
Poesie und Prosa
Dato Barbakadse, geboren 1966 in Tbilissi/Georgien, ist Schriftsteller und Übersetzer. Er studierte Philosophie und Psychologie an der Staatlichen Universität Tbilissi, danach Philosophie, Soziologie
und Alte Geschichte an der Westfälischen Wilhelms-Universität in Münster. 2005 erfolgte die
Gründung des Buchreiheprojekts „Österreichische Lyrik des 20. Jahrhunderts“ in dreißig Bänden. In
Georgien sind bisher über zwanzig von ihm verfasste Bücher (Lyrik, Romane, Essays, Übersetzungen) erschienen. Seit 2007 ist er Mitglied der Europäischen Autorenvereini-
gung „Die Kogge“. 2007 erschien auf Deutsch der Gedichtband „Das Dreieck der Kraniche“.