Ethnische Identitätsbildung erweist sich weltweit immer mehr als eine Falle oder ein Käfig für die von ihr betroffenen Individuen und Gruppen. Die praktischen Vorschläge zu einer Ent-Ethnisierung des Bildungswesens, in dem das Erlernen von Sprachen entmythologisiert und zukunftsgerichtet ist, machen die Beschäftigung mit dem Kärntner Sonderfall zu einem für ganz Europa wichtigen Projekt.
Im Streit um die zweisprachige Schule in Kärnten bzw. um die slowenische Sprache im Bildungswesen während der letzten fünfzig Jahre lässt sich die einengende Wirkung des Ethnisierungsdiskurses deutlich aufzeigen. Zweisprachigkeit wurde und wird immer wieder mit zweifelhaften ethnischen Zuschreibungen verknüpft. Der Fremdethnisierung durch die deutschsprachige Mehrheit entspricht eine Selbstethnisierung der slowenischen Minderheit.
Vladimir Wakounig hat zunächst als Schüler, dann als Fortbildner, Unterrichtspraktiker, Minderheitenvertreter und Forscher der Universität Klagenfurt die Kärntner Entwicklungen um die zweisprachige Schule erlebt und mitgestaltet. Die qualitative Erforschung und »Dekonstruktion« der Ethnisierungsvorgänge in Kärnten wird bei ihm von einer beständigen Selbstreflexion und »Dezentrierung« der Perspektive begleitet.

Die zweisprachige Schule in Kärnten 1945–2006

Die Schule als Spielball
der Ethnisierungspolitik.

Univ.?Prof. Dr. Vladimir Wakounig, geboren 1947; Professor am Institut für Erziehungswissenschaft und Bildungsforschung an der Alpen-Adria-Universität Klagenfurt/Celovec mit folgenden Schwerpunkten: Allgemeine Erziehungswissenschaft und Interkulturelle Bildung, zwei- und mehrsprachiges Schulwesen, Rassismus- und Ethnizitätsforschung, grenzübergreifende Bildungsprojekte, Menschenrechtserziehung, Erforschung des Mehrheiten-Minderheiten-Verhältnisses.