Das Wort für Zunge, jezik, bezeichnet im Slowenischen zugleich Sprache, und um beides geht es im preisgekrönten Debütroman von Jože Blajs. Im Mittelpunkt steht ein unauffälliger Zeitgenosse in mittleren Jahren, verheiratet, ein Kind, Bezieher eines mittleren Einkommens, Bewohner einer mittelgroßen Stadt – einer, der sich hinter statistischen Mittelwerten verschanzt hat. Bis eines Tages eine flüchtige Begegnung auf der Straße ihn aus der geordneten Bahn wirft, ihn mit den begrabenen Ambitionen und verratenen Träumen seiner Jugendzeit konfrontiert. Und mit der vertrauten Sprache, die damals auch seine war.
Wer ist die Frau, die unvermittelt in sein Leben eingebrochen und ebenso jäh wieder daraus verschwunden ist? Die Suche nach ihr wird zu einer zwanghaften Obsession, »wie ein Spiel, bei dem man aus dem letzten Buchstaben jedes Wortes ein neues Wort bilden muss« – und endet am Schauplatz eines blutigen Verbrechens. Auf den, der hinter ihr her war, fällt ein entsetzlicher Verdacht ...

Roman

Auf der Suche nach der verlorenen Sprache. Ein kärntner-slowenischer Roman.

Jože Blajs, geboren 1955 in Leppen/Lepena bei Bad Eisenkappel/Železna Kapla (Kärnten). Studium der Slawistik an der Universität Klagenfurt, Diplomarbeit über Florjan Lipuš. Veröffentlichung von Kurzprosa in Mladje und anderen Zeitschriften. Arbeitet als Pädagoge und lebt in Klagenfurt/Celovec. Sein erster Roman Na konici jezika (Drava 2002) wurde mit dem Triestiner Literaturpreis »Vstajenje« ausgezeichnet.

... Kaum jemals ist über Sprache ein so spannender und eindringlicher Roman geschrieben worden. Eine Entdeckung! ... (Ursula Kammesberger, Neues Volksblatt)

In seinem (...) Debütroman verbindet der in Klagenfurt lebende Jože Blajs autobiographische Elemente mit einer historischen Rückschau auf das Schicksal seiner slowenischen Eltergeneration, das alles vor der beunruhigenden Kulisse der Haider-Bewegung an ihrem populistischen Höhepunkt, garniert mit reichlich Kärntner Lokalkolorit , ein unscheinbares, unbequemes und ungekünsteltes kleines Meisterwerk. (Bruno Lässer, Vorarlberger Nachrichten)

Es wäre besser, ich hätte ihn nie getroffen. Seine Verbitterung überraschte mich jedesmal wieder. Ich war immer überzeugt, dass er nicht einmal selbst wusste, warum er sie mit sich herumtrug. Er hatte sie sich irgendwo in der Schulzeit geholt und kam nicht und nicht von ihr los. Das Scherzhafte, das er nach außen hin zeigte, war ein undurchdringlicher Pelz. Darunter aber verbarg sich eine Empfindlichkeit, die ich bei keinem Bekannten oder Freund sonst fand. Als hätte er zahllose Furunkel unter der Haut versteckt. Als fürchtete er, sie würden bei der kleinsten, noch so zarten Berührung aufgehen, und der Eiter würde sich in die kleinen Täler ergießen, die zwischen ihnen entstanden.