Tone Jelen erzählt in seiner Autobiographie vom Leben eines Minderheitenangehörigen, der sich nicht an die deutschnationalen Mehrheitsverhältnisse in Südkärnten anpassen will und dafür persönliche Kränkungen und Zurücksetzungen in Kauf nimmt. Als ihn das Leben durch den Anschluss 1938 vor die Entscheidung stellt, sich unterzuordnen und damit einem Unrechtsregime zu dienen oder aber die Heimat zu verlassen, wählt er ohne viel Aufhebens den schwierigen Weg. Mit der Flucht nach Jugoslawien beginnt eine Odyssee, die ihn durch italienische und deutsche Lager und Kerker führt, zuletzt nach Stein, wo er das Massaker vom 6. April 1945 durch glückliche Fügung überlebt. Sich selbst in jeder Lebenslage treu zu bleiben wird zum Motto, das für Tone Jelen auch nach Kriegsende und auch gegenüber seinen Mitstreitern die Gültigkeit nicht verliert.
Zum besseren Verständnis der geschichtlichen Hintergründe ist das Buch mit einem Namensglossar sowie einem Vor- und einem Nachwort versehen.
Odyssee eines Kärntner Slowenen 1938-1945
Die Odyssee eines Kärntner Slowenen durch faschistische Lager und Kerker.
Tone Jelen, geboren 1916 in Loibach/Libuce. Das in Innsbruck begonnene Rechtsstudium beendet er nach Kriegsende in Wien, wo er als selbstständiger Anwalt arbeitet und heute im Ruhestand lebt. In unterschiedlichen Funktionen wirkt er am Kampf der Kärntner Slowenen um ihre Rechte mit und engagiert sich publizistisch gegen das Vergessen und die Verharmlosung der durch die Nationalsozialisten begangenen Gräueltaten. Im Drava Verlag erschienen 2002 seine Erinnerungen Hoja za mavrico, die nun in überarbeiteter Form in deutscher Übersetzung erscheinen.
Das neue Österreich hat Jelen seine Taten nicht gedankt. In Kärnten sind die Slowenen nach wie vor nicht gerne gesehen und stoßen allerorts auf Schikanen. (...) Jelen hat keine Orden erhalten, er machte nicht Karriere, er wurde nicht hofiert. Aber Jelen kann sagen, dass er sich allezeit selbst treu geblieben ist, auch in den dunkelsten Stunden. Und das adelt einen Menschen mehr als alle Denkmäler und Ehrenzeichen. (Andreas P. Pittler, Wiener Zeitung)
Wie Recht wir beide gehabt hatten, zurück in die Strafanstalt zu flüchten. Alle, die im Hof herumirrten, wurden erschossen, ungeachtet dessen, wer sie waren. Ein einziger konnte sich retten, indem er sich in einem Loch unter dem Holzstapel versteckte, wo er halb erfroren drei Tage und Nächte ausharrte, bevor er hervor kroch und sich bei der Wache meldete. Und einer blieb beim Morden im Hof leicht verletzt, aber blutverschmiert liegen und stellte sich tot. Er wurde mit den Toten in eine Grube geworfen, aus der er sich selbst retten konnte. Auch dieser meldete sich bei der Wache in der Strafanstalt.