Ein vierzehnjähriges Mädchen läuft einem Wagen hinterher. Jedesmal, wenn es in Reichweite an ihn herankommt, treibt der Kutscher die Pferde an – zum Gaudium der auf dem Wagen sitzenden Wallfahrer, die den Berg hinauf zum Kirchenfest fahren. Das Mädchen strauchelt, fällt hin, kommt hoch, nimmt die vergebliche Aufholjagd wieder auf …
Dieses eindringliche Motiv setzt Ivan Cankar an den Anfang des Romans, einer Szenenfolge in acht Kapiteln: Stationen im Leben der Francka [sprich: Franzka], die hineingeboren ist in die Welt »Am Hang«, eine Armeleutesiedlung am Rande eines stolzen Marktes. Der Armut, so lautet das Fazit, entkommt man nicht. Damals wie heute trifft sie zuerst die Schwächsten, die Frauen und die Kinder. Anders als für ihren Mann, der Frau und Kinder verlässt, stellt sich für Francka die Frage des Aufgebens und Weggehens nicht. Ihr Lebens-Lauf bleibt, was er von Anfang war: ein vergebliches dem Leben Hinterherlaufen.
Mit diesem Roman kehrt der 26jährige Ivan Cankar, der als mittelloser Student in Wien lebt, in seine eigene Herkunftswelt Na klancu (Am Hang) in Vrhnika zurück. Es ist eine bitterböse Abrechnung mit den politischen und sozialen Zuständen in seiner Heimat, mit einer heuchlerischen, dem Marienkult entlehnten Mutterverehrung, mit einem idyllisch verklärten Landleben, das sich hier von seiner brutalsten Seite offenbart.

Roman

Ivan Cankar (1876–1918) lebte als freier Schriftsteller in Slowenien und Wien-Ottakring. Er ist der bedeutendste Vertreter der slowenischen Moderne. Sein Gesamtwerk umfasst 30 Bände.

Der Morgen brach an, der Morgen der Armen, finster und neblig. Francka stand müde vom Träumen auf, sie dachte im selben Moment an den Dornenweg, der ihr bevorstand, und es lief ihr kalt hinunter. In der Stube war es stickig, es roch noch nach der Toten, nach Kerzen und Schnaps. Auf dem Tisch lag das Stück Brot, das der Schuster gebracht hatte, auch Kaffee war im Schrank, und Francka ging das Frühstück kochen. Sie warf vom Flur einen Blick auf den Hang – alles war noch still, das Schlammwasser lief durch den schrundigen Straßengraben ins Tal und plätscherte leicht. Nirgends noch knarrte eine Tür – der Hang schlief den schweren und stickigen Schlaf des betrunkenen Bettlers, der aus dem Haus in die Regennacht gejagt worden ist und sich in den Graben gelegt hat.