Wer zu Hause »Windisch« spreche, fragt der Oberlehrer, zugleich Ortsgruppenleiter der NSDAP. Beklemmendes Schweigen, niemand in der Klasse rührt sich. Bis einer der wiederholten Aufforderung nachkommt und wortlos auf drei Mitschüler zeigt. Einer von diesen erinnert sich sechzig Jahre später an seine Kindheit zurück. An die Zurücksetzungen und Demütigungen, an seine Angst und seinen Stolz. Denn so jung er war, hatte er schon teil an Dingen, von denen niemand etwas wissen durfte …
Eine Kindheit in Kärnten (1938–1945)
Bücher gegen das Vergessen.
Franc Kukovica, geboren 1933 in Blasnitzen/Plasnica, Gemeinde Eisenkappel-Vellach/Železna Kapla-Bela (Kärnten/Koroška). Nach dem Zweiten Weltkrieg Lehrerausbildung in Ljubljana. Arbeitet acht Jahre in einer Fabrik, da ihm die Ausübung seines Berufes in Kärnten verwehrt wird. Ab 1963 bis zu seiner Pensionierung Lehrer und Schulleiter an der zweisprachigen Volksschule Sittersdorf/Žitara vas. Zahlreiche minderheitenpolitische, fachliche und kulturelle Aktivitäten. Die Kindheitserinnerungen »Nepozabljeno« erschienen 2006 auf Slowenisch bei Drava.
Bei der Erledigung meiner Kurierdienste fühlte ich in meinem Körper oft eine plötzliche Spannung, mir wurde so heiß, dass ich schwitzte, das Herz schlug mir sehr stark, ich fühlte es im Halse, Angst befiel mich. Gewöhnlich dann, wenn meine Zweiliterkanne vollgefüllt mit verschiedenen Sachen für die Partisanen war und ich am Wachposten vor der Brücke über die Vellach vorbei musste. Mit vollem Rucksack ging ich nie über die Brücke. Den ersten Wachposten beim Pferdestall und den Garagen konnte ich umgehen, auf dem Steg jenseits der Bahnlinie, den Wachposten vor der Brücke aber nicht. An ihm musste ich immer vorbei, wenn im Bachbett zuviel Wasser war und ich die Vellach nicht ein paar hundert Meter vor der Brücke queren konnte, um auf die Straße zu gelangen.