Herr und Knecht revisited: Magistra Moser, Gesellschaftswissenschaftlerin und PR-Managerin für biologische Energy-Drinks aus fair gehandelten Zutaten, lebt in ihrer Parallelgesellschaft im 7. Wiener Gemeindebezirk. Sie hasst Staub und Unordnung, die sie und ihr geliebtes Loft physisch bedrohen. Aber sie mag »Ausländer«. Da macht sie einen großen Fehler. Sie stellt die Putzfrau Branka an, worauf ihr Leben eine dramatische Wende nimmt. Branka ist ganz anders – anders als Magistra Moser sie haben will … Wird der dämonische Captain Clean, der aus TV-Werbung und Putzmittelflasche in Magistra Mosers Wahnfantasien dringt, wieder für Ordnung in ihrem Leben sorgen?
Ein Katz-und-Maus-Spiel der Identitäten und satirischer Zerrspiegel der Migrantendiskurse. Richard Schuberth zeigt uns in seinem vierten Stück (nach Freitag in Sarajevo dem zweiten bei Drava) auf grauenhaft unterhaltsame Art, welch winzige Wegstrecken uns alle vom Faschismus trennen. Stilistisch ein Hybrid aus Farce, Zauberstück und Sozialreportage. Im Mai 2011 wurde Wie Branka sich nach oben putzte in der Inszenierung von Asli Kislal und ihrem Theaterensemble daskunst zum großen Publikumserfolg. In seiner längeren Ur- und Lesefassung liegt es nun als Buch vor. Denn Richard Schuberths geistreich-bizarre Komödien sind nicht nur sehens-, sondern auch lesenswert.

Eine Tragikomödie in drei Akten

»...ein mächtiges, wahnwitzprächtiges Theaterstück...
Humor als Rettungsanker vor dem Abgrund...« (Manfred Horak)

Richard Schuberth, geboren 1968 in Ybbs a. d. Donau. Freier Autor. Buchpublikationen: CrossRoots (2002), Freitag in Sarajevo (2003), Wartet nur, bis Captain Flint kommt (2007), 30 Anstiftungen zum Wiederentdecken von Karl Kraus (2008) sowie drei Essays im Reader Balkan erlesen (2010).

»So lustig wie in ›Wie Branka sich nach oben putzte‹ ist kritische Selbstreflexion selten.« (Heinz Wagner, Kurier)
»Feministinnen fallen hier auf chauvinistische Machos rein, Ausländer liebäugeln mit der FPÖ, die Putzfrau entdeckt die kritische Wissenschaft. Rollen werden getauscht.« (Ulla Ebner, Ö1)

»Je weiter die Zeit fortschreitet, desto surrealer werden die Szenen … Es ist wieder einmal klar, dass das Gute, das Böse und Political Correctness weder leicht zu trennen noch leicht zu ertragen sind.« (Eva Lugbauer, APA)

MAGISTRA MOSER: Grüß Gott, Frau Radulovic. Hallooo, ich bin die Magistra Moser. Aber nennen Sie mich ruhig Isabella.
BRANKA kalt: Grüß Gott, Frau Moser.
Magistra Moser verzieht ihr Gesicht zu einem herzlichen Lächeln und streckt Branka die Hand entgegen. Die verzieht keine Miene und schüttelt die akademische Hand formhalber.
MAGISTRA MOSER: Ich freu mich, Sie endlich kennen zu lernen.
BRANKA barsch: Schuhe aus?
Magistra Moser blickt automatisch auf die eigenen Füße, merkt aber, dass sie ihre Filzschlapfen anhat.
MAGISTRA MOSER: Ja bitte, wenn Sie so freundlich wären, Dragica. Okay. Ich hoffe, es stört Sie nicht, wenn ich Sie mit dem Vornamen anrede. Mich stört es gar nicht, wenn Sie Isabella zu mir sagen.
BRANKA: Branka, Branka Radulovic.
MAGISTRA MOSER: Ach ja. Tschuldigung. Ich weiß nicht, wieso ich bloß immer auf Dragica komme.
Ich hab schon viel von Ihnen gehört.
BRANKA: Von wo?
MAGISTRA MOSER: Magistra Felbinger ist eine gute Freundin von mir. Sie hat in hohen Tönen von Ihnen gesprochen.
BRANKA: Was hat gesagt Felbinger über mich?
MAGISTRA MOSER: Na – dass Sie sehr fleißig und sauber sind.
BRANKA: Mož i tako. Arbeit ist Arbeit. Müssen Wohnung sein sauber, nicht ich.