Das Buch zeigt Friaul abseits touristischer Trampelpfade und lenkt den Blick auf die verborgenen Schönheiten der Region. Es lädt zu 24 Wanderungen durch die eigenwilligen Kulturlandschaften entlang der Grenze zu Slowenien ein und wartet mit ausführlichen Orts- und Wegbeschreibungen, kulturhistorischen Hintergrundinformationen und gastronomischen Tipps auf. Schwerpunkt sind die Nebentäler der größeren Flussläufe und das einsame Hinterland Friauls, das vielfältige Kulturlandschaften mit Dörfern von melancholischem Reiz hervorgebracht hat.
Die meisten Routen führen durch altes Kulturland an den Ausläufern der alpinen Erhebungen. Es handelt sich also um keine Bergtouren, sondern fast ausschließlich um Kamm- und Talwanderungen, die auch von Ungeübten bewältigt werden können.

Die 3., aktualisierte Auflage enthält neben zahlreichen kleineren Änderungen folgende Neuerungen: Eine modifizierte Wegbeschreibung der Wanderung im Kanaltal, eine zusätzliche Wanderung im Val Aupa, eine weitgehende Überarbeitung der sechstägigigen Rundwanderung in den Valli del Natisone sowie einen Aufsatz über die Benecija von Gerhard Fitzthum.

Die letzten Täler sind 2010 in Udine in italienischer Übersetzung erschienen: Le ultime valli.

Wandern und Einkehren in Friaul

Das UNIKUM-Wander-Reise-Lesebuch für Neugierige in der 3., aktualisierten Auflage.

Gerhard Pilgram, geb. 1955 in Klagenfurt, Kulturmanager, Autor und bildender Künstler, ist Geschäftsführer des Universitätskulturzentrums UNIKUM. Publikationen u. a.: Kärnten. Unten durch, Klagenfurt 1998; Verschütt gehen, Klagenfurt 2002; Slowenien entgegen – Zu Fuß von Klagenfurt nach Ljubljana, Klagenfurt 2004; Das Weite suchen – Zu Fuß von Kärnten nach Triest, Klagenfurt 2006 (alle gemeinsam mit Wilhelm Berger und/oder Gerhard Maurer).

Annemarie Pilgram-Ribitsch, geb. 1973, Studium der Deutschen Philologie und Medienkommunikation, Lektorin, diverse freie Text-, Redaktions- und Pressearbeiten, Dramaturgin der Graf Filmproduktion in Klagenfurt.

Wilhelm Berger, geb. 1957, Sozialwissenschaftler und Philosoph, Außerordentlicher Universitätsprofessor am Institut für Interdisziplinäre Forschung und Fortbildung IFF in Klagenfurt. Prodekan der Fakultät für Interdisziplinäre Forschung und Fortbildung (Klagenfurt – Graz – Wien). Forschungsaufenthalte und Lehraufträge u. a. in Paris, Berlin, Rom, Wien und Graz.

Werner Koroschitz, geb. 1961, lebt und arbeitet als freiberuflicher Historiker in Villach. Wissenschaftliche Leitung des Vereins Industriekultur und Alltagsgeschichte. Zahlreiche Publikationen und Ausstellungen zu kultur- und zeitgeschichtlichen Themen.

»Gerhrd Pilgram und seine Mitautoren dringen überall da in die Tiefe vor, wo herkömmliche Wanderführer allenfalls an der Oberfläche kratzen.« (FAZ, Frankfurt)

»… Unsentimentale, exakte Kartographie …« (Der Standard, Wien)

»Nichts könnte in einem stärkeren Kontrast zu den gängigen Reisebildbänden stehen.« (Die Zeit, Hamburg)

"Das Konzept, die dreisprachigen Texte nicht in die jeweils anderen Sprachen zu übersetzen, ist von radikaler Schönheit" (Buchkultur 136 Juni/Juli 2011)

»Die letzten Täler liest sich wie eine Offenbarung. Ein Reisebuch voller Spürsinn.« (Die Presse, Wien)

Frankfurter Allgemeine Zeitung, 30.10.2008, Nr. 254, S. R6:
Hinunter in die Täler

Weil die Wege des Tourismus unerklärlich sind, gibt es faszinierende Wandergebiete in die sich kein Mensch verirrt. Das östliche Friaul ist so eines - das einsame Hügelland zwischen dem inneralpinen Kanaltal und dem slowenischen Karst. Zumindest der Mangel an deutschsprachiger Reiseliteratur ist jetzt keine Ausrede mehr, einen weiten Bogen um diese Terra Incognita zu machen. Das Universitätskulturzentrum "Unikum" aus Klagenfurt hat ein umfangreiches Wanderlesebuch vorgelegt, das neben Streckenvorschlägen vor allem einen Wunsch befriedigt, den die meisten anderen Reihen schon lange nicht mehre erfüllen: einen halbwegs umfassenden Uberblick über Geschichte und Gegenwart der durchwanderten Region zu bekommen. Gerhard PiIgram und seine Mitautoren dringen überall da in die Tiefe vor, wo herkömmliche Wanderführer allenfalls an der Oberfläche kratzen. So machen sie etwa das weitverbreitete Furlan zum Thema - jene drittgrößte Minderheitensprache Italiens, deren Zuordung zum Rätoromanischen inzwischen umstritten ist. Hintergründiges erfährt man auch über das gewaltige Blei-Zinn-Bergwerk, das das wildromantische Alpental von Predil jahrzehntelang in eine triste Industriezone verwandelte, und über die unterschiedlichen Wiederaufbaukonzepte nach dem katastrophalen Erdbeben, das 1976 in der Provinz Udine ganze Dörfer dem Erdboden gleichmachte. Statt das Idyll zu beschwören, halten sich die Autoren offen für Vielgesichtigkeit dieses unspektakulären Transitlandes und die Spannungen in den Orts- und Landschaftsbildern. Raum bleibt selbst für die Wahrnehmung des Unschönen, das es auch dort zu sehen gibt, wo der Tourismus noch nicht Fuß gefasst hat und noch keine Zweitwohnungssiedlungen die Hänge hinaufwuchern. Kein Wunder, dass sich Pilgram mit Schwarzweißaufnahmen begnügt. In ihrer feinen dokumentarischen Bildsprache machen sie klar, dass das Authentische dieser vergessenen Region in ihren Brüchen liegt. Vorgeschlagen werden achtzehn Tagestouren und eine siebentägige Rundwanderung durch die Natisone-Täler. Anstelle von GPS-Daten bekommt man detaillierte Wegbeschreibungen als Orientierungshilfe. Das genügt vollauf und schärft zudem den Wahrnehmungssinn, Klar, dass auf die örtliche Ausschilderung so wenig Verlass ist wie auf die italienischen Wanderkarten. Seinem Titel "Die letzten Täler" wird das Buch mehr als gerecht: Die Wanderungen führen immer wieder an Orte, in denen die Zeit stehengeblieben scheint, Orte der Stille wie Mogessa di qua und Stavoli, die keinerlei Straßenanschluss haben. Ohne dafür in die abgelegensten Winkel des Hochgebirges aufsteigen zu müssen, gerät man hier in die verlorene Welt des Zufußgehens - in das Reich der Langsamkeit, in dem man nicht einmal von Seinesgleichen behelligt wird. Daran wird vermutlich auch dieses vorbildliche Buch nichts ändern. Was will man als Wanderer mehr?


Fast sind wir ihn schon gewöhnt – den anderen Ansatz, den anderen Blick, mit dem UNIKUM loszieht, um Unbekanntes in nächster Nähe ins Licht zu rücken. Nein, eigentlich auf den Wander – Plan. Das fünfte Buch der Wander – Reihe widmet sich den »letzen Tälern», den verborgenen Schönheiten Friauls.
Das Stille, oft Vergessene oder fast Verlassene ist den Erkundern nicht zu gering. Im Gegenteil, da knüpfen sie den geschichtlichen, soziokulturellen Faden ... Zu den peniblen Wegbeschreibungen kommen kulturhistorische Hintergrundinfos und Einkehr – Tipps. Ein bebilderter Leitfaden für Entdeckerseele, die sich auf Idylle mit melancholischer Grundstimmung ebenso einlassen wollen wie auf die Kehrseite der Medaille...

"Mit anderen Kärntnern hat der Autor Gerhard PIlgram monatelang die unbekanntesten Ecken Friauls durchstreift, auf der Suche nach spannenden Wanderwegen. "Spannend" heißt für ihn aber nicht "spektakulär". Seine Routenvorschläge beziehen sich vor allem auf die alte Kulturlandschaft mit ihren historischen Saumpfaden, verschlafenen Bergdörfchen, urtümlichen Holzscheunen und Streuobstwiesen." (Der Tagesspiegel 10.4.2011, Gerhard Fitzthum)

III. STRENGE ÜBUNG
Wanderung von Ugovizza nach Pontebba
Ohne ein Mindestmaß an Masochismus und der Lust am Hässlichen wird man diese Expedition durch das Kanaltal als Zumutung empfinden; romantische Bedürfnisse werden nicht befriedigt. Wer aber mit Neugier an die Sache herangeht und bereit ist, einen zweiten Blick auf das Unansehnliche zu wagen, wird den scheinbaren Horrortrip genießen. Außerdem bietet die Wanderung neben einer kolossal zerstörten Landschaft auch positive Aspekte: etliche historische Schauplätze, einige architektonische Kleinode und so manchen gastronomischen Trost.
Von einer Bahnstation im Nirgendwo führt ein Schleichweg nach Ugovizza, einem slowenischen Dorf im Zeichen der Erosion. Trist ist die Lage, verheerend das Ortsbild. Begleitet von der Autobahn folgt man nun der aufgelassenen Bahntrasse bis Malborghetto, dessen Zentrum sich als überraschend hübsch erweist. Traditionelle Häuser und ein kleines Museum verdienen den näheren Augenschein. Noch bis Santa Caterina, dem letzten Überbleibsel aus Kärnten, nützt man den alten Schienenweg. Man durchschreitet, sofern es der Wasserstand erlaubt, einen Wildbach, dann bestimmen Geröll und Gestrüpp das Bild. Lohnend ist der Abstecher nach Bagni di Lusnizza, das zwischen Autobahn und Schnellstraße einen Rest von Würde bewahrt hat. Es folgt ein dritter Abschnitt entlang der alten Trasse, die nun unter drohenden Felsen verläuft. Dankbar erholt sich das Auge im Tunnel, dann erscheint Laglesie San Leopoldo. An Trostlosigkeit kaum zu überbieten, leitet die Szene zum schaurigen Finale über. Unter dem Knäuel der Autobahn nähert man sich Pontebba, das alle denkbaren Attribute einer Stadt der Verdammnis auf sich vereint.
VII. VERSUNKENE WELT
Wanderung bei Moggio Udinese
Es ist wohl eine der schönsten und außergewöhnlichsten Tageswanderungen, die man im Friaul unternehmen kann. Drei malerische Dörfer, die noch nie ein Auto gesehen haben und in eine dramatische, von Schluchten und Wildbächen geprägte Landschaft eingebettet sind, liegen auf der Strecke. Die Route folgt weitgehend alten Kulturwegen und bietet so viel Abwechslung, dass man das ständige Auf und Ab gerne in Kauf nimmt.
Vom Kloster San Gallo in Moggio Udinese gelangt man rasch in den Wald und von dort über Serpentinen zu einem kleinen Pass, wo einen der erste Szenenwechsel erwartet. Ein unübersichtlicher Talkessel tut sich auf, der von einem Labyrinth aus Gräben und Rinnen gegliedert ist. Moggessa di la und Moggessa di gua, zwei fast verfallene Dörfer, liegen dies- und jenseits einer Schlucht und sind durch einen von moosbewachsenen Trockenmauern gesäumten Weg verbunden. Eine Handvoll Häuser, die zwischen den Ruinen wieder erstanden sind, trotzen Efeu und Gestrüpp. Jäh fällt der Weg zum kristallklaren Torrente Glanjo ab, den man in einer Furt durchquert. Fast ebenso steil ist der Anstieg bis Stavoli, das sich in wunderbarer Lage mit Gemüsegärten und gepflegten Wiesen umgibt. Nach dem Ortsaugenschein steht die letzte kurze Anstrengung bevor: ein neuerlicher steiler Abstieg über tausend Stufen mit tiefen Blicken in die Schlucht. Im Talgrund angekommen, wandert man, begleitet vom Fluss, bequem nach Campiolo und von dort in die Gegenwart zurück.
Anmerkungen:
Trittfestigkeit und Schwindelfreiheit erforderlich. Bei Nässe abzuraten. Nach längeren Regenfällen ist die Bachdurchquerung schwierig. Mehrere Bademöglichkeiten.
Wegbeschreibung:..